1. Mein Wort hat sich voll Liebe unter euch kundgetan. Es hat sich als ein Balsam des Trostes erwiesen, als ihr weinend zu Mir gekommen seid, und mit väterlichem Rate musste Ich euch berichtigen. Wenn der Tag näherrückt, an dem Ich dies Wort auf den Lippen meiner Stimmträger verstummen lasse, werdet ihr das Gefühl haben, dass es von einem Richter kommt, obwohl es immer dasselbe sein wird in seiner Liebe und in seiner Zärtlichkeit. Aber es wird soviel Licht in sich bergen, dass ihr selbst die geheimsten Fehler und die verborgensten Flecken entdecken werdet, die ihr an euch habt.
2. Von Mir werdet ihr niemals sagen können, dass Ich euch nicht auf eure Unvollkommenheiten hinwies, oder dass Ich euch in meiner Lehre trügerische Unterweisungen gab. Wenn ihr morgen eure Fehler entdeckt und die Größe dieser Offenbarung richtig einschätzt, werdet ihr in der Lage sein, eurem Vater Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
3. Noch erfasst ihr diese Wahrheit nicht. Zuerst legte die Finsternis eine dunkle Binde auf eure Augen, danach kam das Licht meines Wortes, aber ihr wart von ihm geblendet. Es ist unvermeidlich, dass ihr einige Augenblicke im Dunkeln umhertappt, bis ihr euch an dieses Licht gewöhnt und alles erblicken könnt, was euch umgibt. Bis dahin sollt ihr mit eurer Kritik, mit euren Worten und euren Handlungen vorsichtig sein, denn noch könntet ihr keine sicheren Schritte auf dem Wege machen, noch von der Wahrheit sprechen, wie ihr es tun sollt.
4. Die Wahrheit ist eine und ist ewig, und dennoch — seht euch die Menschen an, wie sie verschiedene Wahrheiten ausposaunen! Wie sehr wurden meine Lehren auf Erden mit Füßen getreten!
5. Seit Christus euch von der Wahrheit kündete — wie viele haben von ihr zu sprechen versucht! Doch Ich frage euch: Haben sie Mich auch in der Liebe, im Gehorsam und in der Liebestätigkeit zum Vorbild genommen? Ich allein weiß, welche zu allen Zeiten meine wahren Jünger und Apostel gewesen sind.
6. Wenn die Menschen morgen bei der Beurteilung dieser Kundgabe an ihrer Wahrheit Zweifel bekommen, weil sie durch sündige Sprachrohre gegeben worden ist, werde Ich sie begreifen lassen, dass Mich die Sünde nicht abstößt, im Gegenteil, sie hat Mich dem, der sich vom Wege verirrt hat, nähergebracht.
7. Ein weiterer Beweis meiner Macht, den die Menschen anerkennen werden, besteht darin, dass nur Ich bewirken konnte, dass der Mund von Sündern mit Reinheit spricht, dass die lästernden Lippen göttliche Belehrungen aussprechen, und dass ein ungeschulter Verstand Unterweisungen und Offenbarungen voller Weisheit übermittelt.
8. Welche werden jene sein, die in dieser Zeit als wahre Apostel meines Wortes an die Öffentlichkeit treten? Welche unter euch werden ihren Mitmenschen die Schönheit meiner Unterweisung vor Augen führen?
9. Eure Werke sind notwendig; unerlässlich ist das lebendige Zeugnis dieses Volkes, das mein Wort hörte.
10. Die Lehre, die Ich euch gebracht habe, ist wie eine unermesslich große Fackel, um die sich die Menschenscharen versammeln müssen — die Menschen, die Hunger nach Wahrheit und Durst nach Gerechtigkeit haben, und auch die irrenden Geistwesen, die Forscher, die sich im Verlangen nach Licht verzehren.
11. Bereitet euch für die Zeit vor, in der große Scharen eurer Mitmenschen sich auf die Suche nach der Oase des Friedens machen, aber tut es in Demut. Sammelt in eurem Geist die Tugenden an, die Ich euch in meinem Worte gebracht habe. Sucht eure Mitmenschen nicht durch Eitelkeiten oder gehaltlose Unterweisungen zu beeindrucken. Sie kommen auf der Flucht vor eben jenem zu euch.
12. Nicht nur die, welche mein Wort durch das menschliche Verstandesorgan vernahmen, werden Kinder dieses Volkes genannt werden. Jeder, der sein Kreuz auf sich nimmt — jeder, der dies Gesetz liebt und diesen Samen verbreitet, soll Arbeiter in meinem Weinberg, Apostel meines Werkes und Kind dieses Volkes genannt werden, auch wenn er Mich nicht mittels dieser Kundgabe gehört hat.
13. Erneut sage Ich euch, dass ihr keine äußerlichen Formen suchen sollt, um mein Werk bekanntzumachen, denn ihr würdet dann viele verwundbare Punkte darbieten, wodurch ihr von den Sekten und Religionsgemeinschaften bekämpft würdet.
14. Wenn ihr nach moralischer Besserung trachtet, nach Reinheit in eurem Leben, nach Vergeistigung in eurer Gottesverehrung, wird es keine Waffen, Ideen oder Lehren geben, die euch besiegen können. Baut auf den Geist, und alles wird erhalten bleiben und die Heimsuchungen und Schlachten überleben, weil der Geist unzerstörbar ist. Wenn ihr auf materiellen Grundlagen aufbaut, handelt ihr wie der Törichte, der ein Gebäude auf Sand errichtet, das bei der kleinsten Erschütterung zusammenbrechen muss.
15. Macht aus euren Herzen eine Schatzkammer, um in ihr meine Lehren als den kostbarsten Schatz aufzubewahren, den euer Geist bis zu dieser Zeit erhalten hat.
16. Ich gebe Mich bei euch in dieser Zeit geistigen Ringens zu erkennen, weil ihr zur Welt gesandt wurdet, um von diesem Gesetze zu sprechen. Ihr wurdet bereits befreit, ihr habt euch schon vom Unnützen abgewandt; geht jetzt auf dem Pfade weiter voran als die von Jesus geliebten wahrhaftigen Arbeiter.
17. Ich habe euch in dieser Zeit zur Welt gesandt, damit ihr von Mir sprecht und euer Geist seine Erfahrung an die andern weitergibt.
18. Wenn Ich euch offenbart habe, dass ihr Israel seid, so geschah es, damit ihr wüsstet, dass ihr schon seit langem auf Erden meinem Wege folgt, und auch darum, damit ihr über eure Verantwortung nachdenkt. Meint ihr nicht, dass es richtig ist, dass Ich euch zuweilen euren Mangel an Glauben, an Eifer oder an Liebestätigkeit zum Vorwurf mache?
19. Ein einziger Gott hat zu euch gesprochen seit Anbeginn der Zeiten; einen einzigen Gott sollt ihr anerkennen und lieben. Außerdem will Ich, dass ihr Mir eine einzige Art der Verehrung darbringt.
20. Die Menschen sind es, die vielerlei Götter geschaffen haben; jeder fühlt, verehrt und stellt Ihn sich auf unterschiedliche Weise vor. — Ich halte dies Volk von jedem religiösen Einfluss fern, damit es Mich hier, in seiner Einsamkeit, in seiner Zurückgezogenheit vernimmt und versteht, damit es Mir schließlich eine seines Schöpfers würdige Verehrung darbringt. Dasselbe tat Ich in jener Zeit, als Israel Jahrhunderte hindurch ein Gefangener unter dem Joche und der Geißel der Pharaonen Ägyptens war. Es war mein Wille, Moses als Sendboten zu gebrauchen und jenes Volk, welches dazu bestimmt war, das Gesetz zu empfangen und das Licht, das die Menschheit erhellen würde, der Sklaverei zu entreißen. Vergleicht die Ereignisse jener Zeit mit denen von heute und ihr werdet die Absicht verstehen, mit der der Meister zu euch von diesen Geschehnissen gesprochen hat.
21. Euer Geist sagt Mir, dass die Menschheit auch in dieser Epoche materielle Sklaverei, Trübsale und Geißelhiebe erfahren hat, und dass sie durch die Knechtschaft des Geistes hindurchgegangen ist.
22. Darum komme Ich erneut zu euch, um euch zu sagen: Liebt euch, wie Ich euch in der Zweiten Zeit lehrte, damit euer Weg erträglich ist. Habt Vergeistigung, Ordnung, Gehorsam, Glauben und Nächstenliebe, und ihr werdet euch stark im Kampfe fühlen und werdet das Vorbild für alle Völker der Erde sein.
23. Viele werden euch fragen, welches der Weg ist, dem ihr folgt, und wohin ihr geht, und wenn sie sehen, dass euer Wandel bescheiden, aber voll Sicherheit und Festigkeit ist, werden sie euch mit einem Herzen voller Vertrauen und Glauben nachfolgen.
24. Heute kommt euer Geist im Verlangen nach Nahrung, das Herz will Frieden, der Verstand hat Durst nach Licht. Doch der Meister sagt euch: In den frühen Zeiten eurer Entwicklung besaßet ihr all das, sogar ohne Verdienste erworben zu haben, um es zu erlangen. Jetzt hingegen müsst ihr alles mit euren Werken innerhalb des Gesetzes erreichen, das euch lehrt, euch untereinander zu lieben.
25. Nichts kostete es euch in jenen Zeiten, Gesundheit, Kraft, Frieden und Überfluss zu haben, weshalb ihr alles leicht verloren habt. Jetzt sage Ich euch, dass wenn ihr mit Anstrengungen, mit Mühen und Opfern die Entfaltung jener Gaben zurückgewonnen habt, die ihr nicht in ihrem ganzen Werte zu schätzen wusstet, ihr sie nicht mehr verlieren werdet, denn dann werdet ihr das, was ihr habt, nutzen, und werdet nie vergessen, was es euch kostete, dies zu erlangen. Habt ihr eine Vorstellung davon, wie sehr diese Menschheit sich entwickeln muss, um aus ihrem tiefen Schlafe zu erwachen und sich mit dem Ziel der Zurückgewinnung (dieser Gaben) und der Entwicklung auf den Weg zu machen? Doch ihr sollt ihr vorangehen und sie den Weg zu ihrer geistigen Entwicklung lehren. Jetzt, da ihr dies Wort hört und bereits eine Gemeinschaft bildet, sage Ich euch, dass ihr Reinheit in eurem Geist haben und in eurer Vorbereitung beharrlich bleiben sollt, damit ihr mein Werk in voller Klarheit bekunden könnt. Ich will, dass ihr die Aufgabe, die Ich euch anvertraut habe, mit Lauterkeit durchführt. — Beruhigt euch, denn nicht alles werdet ihr tun; meine fürsorgliche Liebe wird euch beistehen.
26. Von vielen Punkten der Erde aus werden Einzelmenschen, Gruppen und Volksmengen an die Öffentlichkeit treten und zur Menschheit über die neue Zeit sprechen, über Vergeistigung, und für die Befreiung und die Brüderlichkeit der Menschen wirken. Hierzu sage Ich euch, dass Ich das übrige tun werde.
27. Es gibt Werke, die nur Ich vollbringen kann. Eines davon ist das, diese Menschheit vor den Abgründen zu erretten, die sie selbst geschaffen hat. Aber der Vater ist unendlich beglückt, wenn Er sich bei seinen göttlichen Aufgaben und Pflichten durch seine vielgeliebten Kinder unterstützt sieht. Deshalb lasse Ich den Ruf an alle Menschen ergehen. Ich erkläre ihnen den Zweck meiner Kundgebung, und hernach erwähle Ich die Herzen guten Willens, um sie als Soldaten und Gesandte meiner göttlichen Sache vorzubereiten.
28. Ich möchte dies Volk bald gleich Heerscharen auf Straßen, in den Völkern und Nationen verstreut sehen, wie es die Frohe Botschaft und das Zeugnis von meinem Worte sowie das Licht meiner Verheißungen weiterträgt. Wenn ihr euch wahrhaft vereint, werdet ihr erleben, wie eurem Verstande große Eingebungen entspringen, welche der Schlüssel sein werden, der die heute noch eurem Klopfen verschlossenen Türen öffnet.
29. In dieser Zeit habe Ich euch gesagt: Hat der Einfluss der Welt in euch einen solchen Grad erreicht, dass ihr jede Spur meiner früheren Lehrworte ausgelöscht habt? Das ist der Grund, weshalb Ich gekommen bin. Wer von den Bewohnern der Erde könnte euch den ganzen Reichtum an Erfahrung und Licht begreiflich machen, den euer Geist besitzt, auch wenn er ihn nicht kundtut, weil die Einflüsse der Welt ihn daran hindern? — Niemand. Ich allein kann euch retten und euch die Geheimnisse des Geistes offenbaren.
30. Unter der Menschheit befinden sich solche, die zu einer andern Zeit auf eine göttliche Verheißung hin die Wüste durchquerten, und die Stimme des Herrn auf einem Berge hörten. Auch entdecke Ich andere, die zur Zeit Jesu lebten, seine Werke sahen und sein Wort vernahmen, die Mir in die Einöde nachfolgten und von den Broten und Fischen aßen, die Ich der Menschenmenge zu essen gab, nachdem sie den Berg erstiegen hatte, um jene Stimme zu hören; und Ich sehe auch jene, die am Tage meiner Kreuzigung schreiend in der Menge mitliefen. Selbst hier, unter den Scharen, die herbeikommen, um dasselbe Himmlische Konzert zu hören (wie zu Jesu Zeit), das jetzt neu für sie ist, entdecke Ich jene Geistwesen.
31. Diejenigen, die weinen — jene, die erbeben, wenn sie Mich hören, und die die Stimme erkennen, die zu ihnen spricht, dies sind jene, deren Geist noch immer den Nachklang meiner Worte bewahrt.
32. Bemerkt ihr, wie viele von denen, die zu dieser Kundgebung kommen, für immer auf diesem Wege bleiben und sich diesen Aufgaben hier widmen, ohne dass es eine menschliche Macht gibt, die sie daran hindern könnte, zum Hören meines Wortes hierherzukommen? Es sind solche, die gegenüber Gott noch Liebesschulden aus einer andern Zeit haben und die keine Gelegenheit hatten, sich Ihm hinzugeben, die sich selbst aber versprochen haben, auf Mich zu warten, um Mir nachzufolgen und bis ans Ende zu dienen.
33. Heute erinnere Ich sie an die Ereignisse, die sie schon erlebt haben.
34. In jener Zeit fragten Mich meine Jünger, als sie erfuhren, dass Ich bald von ihnen scheiden würde: „Herr, wann werden wir Dich wiedersehen?“ Da sagte Ich ihnen, in welcher Zeit Ich zurückkommen würde und welche Zeichen für meine Rückkehr Ich geben würde.
35. Jetzt sage Ich den neuen Jüngern: Dies ist die angekündigte Zeit, die Zeichen sind erfüllt, ohne dass eines fehlt.
36. Ihr wisst, dass diese Kundgabe mittels des menschlichen Verstandesorgans gleichfalls zu Ende gehen wird, und wie jene fragt ihr: „Herr, wenn dein Wort nicht mehr zu hören ist — wird uns dann nicht mehr das Glück zuteil, auf irgendeine Weise deine Manifestation zu fühlen?“ Darauf antworte Ich euch: Nach dieser Zeit wird die eurer Vergeistigung kommen, die der direkten Zwiesprache mit eurem Herrn, in welcher ihr Mich ewig gegenwärtig fühlen werdet. Sobald ihr diesen Grad der Erhebung erreicht, werdet ihr nie mehr sagen, dass der Vater kommt oder dass Er weggegangen ist, denn dann werdet ihr begriffen haben, dass Ich immer bei euch bin. Dann werdet ihr euch daran erinnern, dass Ich euch durch Jesus sagte: „Das Reich Gottes ist in euch.“
37. Tragt die Gute Nachricht zu den Nationen. Verbreitet diese Botschaft überallhin. Bedenkt, dass viele von denen, die Mich erwarten, glauben, dass Ich auf Erden als Mensch erscheinen werde. Doch dies habe Ich niemals gesagt, hingegen machte Ich euch begreiflich, dass mein Kommen geistig sein würde, dass Ich „auf der Wolke“ kommen würde.
38. Ich habe euch bereits gesagt, dass Ich Kirchen und Sekten heimsuchen werde, um sie aus ihrer Lethargie wachzurütteln. Sie werden dann das Licht dieser Zeit erkennen und das Ideal der Vergeistigung nähren. Aber es ist erforderlich, dass ihr den Teil ausführt, den Ich euch anvertraue. Denn dieser Same wartet nur darauf, ins Erdreich zu fallen, um zu keimen und unter der Menschheit Früchte der Weisheit und des geistigen Fortschritts zu tragen.
39. Das Beispiel dieses einfachen Volkes hier, das seinen Weg ohne Geistliche geht, die es leiten, und das Mir Verehrung darbringt ohne Zeremonien und Symbole, soll ein Aufruf sein, der jene erweckt, die noch in ihrer jahrhundertelangen Nacht schlafen, und soll ein Ansporn zur Erneuerung und Läuterung vieler meiner Kinder sein.
40. Versucht nicht, eure Verantwortung in diesem Werke zu ignorieren. Vergesst nicht, dass Ich euch als Wegbereiter und Propheten der Dritten Zeit zur Erde gesandt habe.
41. Wahrlich, Ich sage euch, wenn Ich Mich in dieser Stunde mit demselben Körper zeigen würde, mit dem ihr Mich seinerzeit saht, würdet ihr meine Wunden frisch sehen, und meinem Antlitz noch die Spur des Opfertodes aufgeprägt. Aber es wäre ein beständiger Vorwurf für die Menschheit, und Ich ziehe es vor, euch meine Wunden zu verbergen und euch nur mein Licht zu zeigen.
Warum wollen viele Mich als Mensch in der Gestalt Jesu sehen? Begreift ihr nicht, dass Ich mehr als eine Gestalt bin? Zwar habe Ich Mich in dieser Zeit ebenso wie in damaliger Zeit in der Gestalt Jesu sehen lassen. Doch diese Gnade ist nicht für alle gewesen; es ist nicht notwendig, dass Mich alle auf diese Weise erblicken. Erneut sage Ich euch: „Selig, die ohne zu sehen geglaubt haben.“
42. Wenn die Menschen die äußerlichen religiösen Gebräuche abgelegt haben und anstatt Mich in Bildnissen zu suchen, die Menschenwerk sind, sie sich vergeistigen, werden sie Mich als so groß und allmächtig begreifen, dass sie nicht damit einverstanden sein werden, Mich begrenzt zu sehen, und nicht das Verlangen haben werden, Mich in der Gestalt Jesu zu sehen — nicht einmal geistigerweise.
43. Wie schwer erfüllbar ist die Aufgabe des Sehers in dieser Zeit. Es genügt für ihn nicht, die Gabe des geistigen Gesichtes zu haben, wenn ihm keine innere Erleuchtung zu eigen ist. Wer könnte ihn führen außer seinem Gewissen, und wer könnte ihn aus einem Irrtum befreien, wenn nicht das Gebet und die geistige Wachsamkeit?
44. Sieben große Propheten hatte Israel in der Ersten Zeit. Sie sprachen und schrieben über die Zukunft der Menschheit, über die Heimsuchungen, die auf die Völker zukommen würden, und sie kündigten auch die göttlichen Offenbarungen an, welche der Herr den Menschen zuteil werden lassen würde. Sie waren nicht groß, weil sie viel gesprochen haben, sondern weil sie sich im Verlangen nach meinem Lichte geistig erhoben haben.
45. Das Gleiche will jetzt der Vater von den neuen Propheten, dass sie nämlich der Menschheit ein einziges Bild des Geistigen anbieten, das jedoch voller Wahrheit ist und von dem Ich meinen Arbeitern gesagt habe: Bringt Mir als Ernte eurer Saat wenigstens drei Samenkörnchen dar, die aber keimfähig sein sollen, und nicht einen Scheffel, in dem das Stroh und die Spreu überwiegen. Vergesst nicht, dass es eure Werke sind, die euren Weg in die Ewigkeit vorbereiten.
46. Jetzt, da mein Göttlicher Geist sich euch kundgibt, sende Ich einen Lichtstrahl zu euch herab, welcher den Verstand des Stimmträgers berührt, und er übermittelt euch mein Licht, das zum Wort geworden ist.
47. Siehe, hier ist „Das Wort“ unter euch — dasselbe, das in der Zweiten Zeit zu euch sprach. Es ist die gleiche Lehre und derselbe Sinngehalt; doch heute bin Ich nicht mit einem menschlichen Körper bekleidet. Damals berührten meine Füße den Staub der Welt, heute offenbart sich eurem Geiste nur mein Licht. Bereitet eure Herzen, damit ihr Mich empfinden könnt, und nährt euch von meinem Worte, da ihr in Wahrheit wisst, dass der Mensch nicht vom Brot alleine lebt. Ich werde euch meinen Körper und mein Blut geben, die Ich einst als Brot und Wein darstellte. Jetzt wird es in geistiger Weise mein Wort sein, welches das Brot ersetzt, das mein Körper ist, und die geistige Essenz meines Wortes wird der Wein sein, den ihr als mein Blut trinken werdet.
48. Der Geist des Volkes erbebt vor Seligkeit bei meiner Gegenwart. Auch der Meister ist beglückt durch die Anwesenheit der neuen Jünger. Höret nun den Meister zu seinen Aposteln der Zweiten Zeit sprechen:
49. „Geliebter Johannes, der du deine Schläfe an mein Herz legtest, du möchtest, dass alle, die Mir zuhören, würdig werden, sich an Mich anzulehnen, um meinen Frieden zu fühlen, um nahe am Quell des Lebens zu sein. Dein Kampf ist nicht zu Ende, dein Geist betet unermüdlich und sendet sein Licht unter die Menschheit der Dritten Zeit, der du viele wundersame Dinge geweissagt hast. In diesem Zeitalter erlebst du, lieber Johannes, nun die Erfüllung der Manifestationen, die du in deinen Visionen und deiner Verzückung erblickt hast und deren Bedeutung du nicht kanntest, noch wusstest du, wann sie in Erfüllung gehen würden. Wache betend für die Welt.“
50. „Judas Ischariot, mein Apostel, heute ist Demut in deinem Geist, denn die Sühne ist bitter gewesen, sehr bitter. Heute jedoch ergießt sich dein Einfluss wohltätig auf die Menschheit. Unsichtbarerweise bietest du dich als Ratgeber der Menschen an. Ich habe dir meinen Frieden gegeben, Jünger — warum fühlst du ihn nicht im Vollmaße in deinem Geist? Du hast viel geweint, obwohl Ich dir nie meinen Trost und meine Vergebung versagt habe. Der Grund dafür ist, dass du darauf wartest, dass auch das letzte meiner Kinder gerettet ist, um Mir dann sagen zu können: ›Herr, steige herab von deinem Kreuze, nun bin ich im Frieden, nun bin ich würdig, deine Vergebung zu empfangen.‹“
51. „Solange du siehst, dass sich die Menschheit täglich mehr in die Sünde stürzt und Mich durch sie lästert, verrät und kreuzigt, leidet dein Geist Qualen, der sich die Welt nicht vorstellen kann, und jede Sünde, die Mich verletzt, empfindest du so, als ob du es wärest, der Mich verletzt.
52. Sohn, Jünger, nimm von meinem Tische das Brot und den Wein, die du in jener Nacht zurückließest, welche die letzte war, die Ich als Mensch mit dir erlebte. Ich sage dir: Iß und trink, heute biete Ich dir das an, was du bei jenem Mahle nicht empfangen hast und was alle andern empfingen. Ich beseitige deine Bedürftigkeit und dein Elend, und um der Demut willen, die dir heute als Frucht einer großen Reue zu eigen ist — nimm meinen Frieden in dich auf und finde in ihm meinen Körper und mein Blut.“
53. Siehe, Volk, dies sind meine neuen Liebeslektionen. Tut an euren Mitmenschen, was ihr Mich an euch tun seht. Was werdet ihr in dieser Zeit mit meinem Werke tun? Ich sehe einen neuen Kalvarienberg und ein Kreuz vor Mir. Mein Leidensweg ist nicht beendet, meine Passion endete nicht auf Golgatha, meine Schritte lassen noch immer ihre blutige Spur zurück.
54. Mein Volk, Menschheit, komme auf meinen Weg, und Ich werde euer Opfer in ewiges Leben verwandeln, euren Schmerz in Freude, und wenn ihr zum Gipfel des Berges gelangt, werdet ihr meine Liebe euch erwarten sehen. Auch die Welt erwartet Mich, sie hat Hunger und Durst nach meiner Liebe. Doch Ich werde zu allen kommen, denn dies war mein Versprechen. Wenn die Nationen dereinst in Frieden sind, und die Sünde ausgerottet ist, und die Menschen sich als Brüder lieben, werde Ich euch das Schwert zeigen, mit dem Ich euch besiegte: die Liebe.
55. Wie bescheiden ist diese Kundgebung für den, der sie mit den Augen des Fleisches sieht! Doch wie tiefempfunden und groß für den, der sie mit dem Herzen und dem Geiste betrachtet!
56. So wie ihr jetzt um Mich seid, so war es auch an jenem letzten Abend in der Zweiten Zeit. Die Sonne ging gerade unter, als Jesus sich in jenem Raum zum letzten Male mit seinen Jüngern besprach. Es waren die Worte eines sterbenden Vaters an seine vielgeliebten Kinder. Trauer war in Jesus und auch in den Jüngern, die noch nicht wussten, was einige Stunden später Jenen erwartete, der sie gelehrt hatte und sie so sehr geliebt hatte. Ihr Herr war im Begriff zu scheiden, doch sie wussten noch nicht wie. Petrus weinte und umklammerte dabei den Kelch an seinem Herzen, Johannes benetzte mit seinen Tränen die Brust des Meisters, Matthäus und Bartholomäus waren außer sich bei meinen in die Zukunft weisenden Worten. Philippus und Thomas verbargen ihre Bitterkeit, während sie aßen. Jakobus der Jüngere und der Ältere, Thaddäus, Andreas und Simon waren stumm vor Schmerz; dennoch war es vieles, was sie zu Mir mit dem Herzen sprachen. Auch Judas Ischariot trug Schmerz in seinem Herzen, doch auch Angst und Gewissensbisse. Aber er konnte nicht mehr zurück, weil die Finsternis ihn in Besitz genommen hatte.
57. Es nahte das Martyrium am Kreuz, von dem herab Christus seine Mutter gleichsam als eine Lerche zurückließ, die jenen Kindlein Wärme spenden würde, während das Licht des Heiligen Geistes herabströmte, um jene Menschen zu erleuchten. Bald würden sie sich nach den Augenblicken der Schwäche stark genug fühlen, um sich über die Welt zu verstreuen, die Frohe Botschaft zu verkünden und den heidnischen und götzendienerischen Völkern das Himmelreich anzukündigen.
58. Als Jesus seine letzten Worte und Ermahnungen mitgeteilt hatte, waren jene Jünger tränenüberströmt. Doch einer von ihnen war nicht mehr da, sein Geist konnte soviel Liebe nicht aufnehmen, noch soviel Licht schauen, und so ging er fort, weil jenes Wort sein Herz versengte.
59. Gläubige dieser Zeit, neue Jünger: Ich ließ in meiner Apostelschar der Zweiten Zeit den Verrat eines Jüngers zu, um euch in ihm eine große Lehre zu geben. Werdet nicht zu Richtern jenes, den Ich mit Liebe gerichtet und dem Ich ebenso vergeben habe. Nehmt ihn vielmehr als ein offenes Buch und als ein Sinnbild. Wie viele von euch, die ihn jetzt verurteilen, tragen einen Judas in ihren Herzen?
60. In diesen Augenblicken, in denen Ich zu euch spreche und euch an jene Geschehnisse erinnere, verbirgt sich gleichfalls das Königsgestirn. Es ist die gleiche Sonne wie jene, welche die damalige Menschheit beschien. Doch jetzt, während Ich so zu euch spreche, steigt das Wehgeschrei der Völker und das Getöse eurer Kriege bis in Himmelshöhen.
61. Wie viel Elend sehe Ich in eurer Welt, und welche tiefe Trauer ist in meinem Geiste!
62. Gesegnet seien, die mit Schmerz im Herzen des Tages gedenken, an dem Jesus vor dem Richterstuhl stand, von dem aus Er, gefolgt von den Menschenmassen, zum Kalvarienberg hinaufging.
63. Heute fühlt sich mein Geist unter euch in einem neuen Gefängnis, aber es besteht aus Liebe, es ist das eures Herzens, in welchem ihr Mich gefangenhalten möchtet, weil ihr Mich zu lieben beginnt. Auch sehe Ich das neue Kreuz, an dem ihr Mich erhöhen werdet. Doch ist es nicht jenes, an dem ihr Mich sterben ließet; heute ist es das eurer Vergeistigung, das nach meinen offenen Armen verlangt und das sich nach dem Strom meines göttlichen Blutes sehnt, welches Leben ist. Heute klagt ihr Mich nicht an, im Gegenteil, ihr seid meine Verteidiger, weil ihr nun um meine Unschuld wisst.
64. Das Gleiche kann Ich nicht von allen sagen, denn die Menschen haben so viele Unvollkommenheiten und so viele Sünden in der Welt angehäuft, dass diese für Mich auch wie ein neues Kreuz des Schmerzes sind, das sie Mir für diese Zeit bereitet haben.
65. Ihr alle wurdet durch mein Vorbild befreit und werdet nicht zugrunde gehen können. Dennoch ist es notwendig, dass Ich euch vor der Finsternis errette, die euch einhüllt und das wahre Leben nicht erkennen lässt.
66. Wie viele gegensätzliche Gefühle bewegen dein Herz, wenn du mein Wort hörst, geliebtes Volk! Dieser leidvolle Ton, in welchem Ich zu euch von jenen Stunden der Bitternis spreche, bewegt am meisten jene, die viel gelitten haben; denn dies Leben ist ein Leidensweg und ist Golgatha.
67. Damals richteten Mich drei Richter: Annas, Pilatus und Herodes, und das Volk vollzog an Mir den Urteilsspruch. Jetzt sage Ich euch, dass viele meine Richter sind, und noch größer ist die Zahl derer, die Mir in dieser Zeit Schmerzen zufügen werden. Aber je mehr die Menschen mein Gesetz und meine Lehre verabscheuen — wenn diese am meisten verfolgt und abgelehnt wird, wird die Stimme der Glaubensmenschen erschallen, denn es wird nicht dasselbe geschehen wie in der Zweiten Zeit; jetzt werde Ich nicht allein sein.
68. Der „Blinde“, dem Jesus das Sehvermögen wiedergab, wird aus voller Kehle schreien, dass er das Licht gesehen hat. Die „Toten“ werden auferstehen und Zeugnis von meiner Wahrheit geben. Das empfindsame Herz der Frau wird Mir treu sein, und die Männer mit starkem Geist werden meine neuen Helfer beim Kreuztragen sein.
69. Maria wird nicht abwesend sein, noch wird sie irgendeinem meiner Schritte ferne sein, und ihr Himmlischer Geist wird Mir überallhin folgen, denn Christus und Maria sind schon eins gewesen mit dem Vater, bevor sie zur Erde gekommen sind.
70. Menschheit, Menschheit, heute könnte Ich nicht wie in jener Zeit sagen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, denn es gibt nicht einen, der nicht das Blut des Lammes getrunken hat — jenes, welches Licht, Wahrheit und Leben ist.
71. Ein Augenblick genügte Dimas, um das Heil zu finden, und dieser war der letzte seines Lebens. Er sprach zu Mir vom Kreuze aus, und obwohl er sah, dass Jesus, den man Gottes Sohn nannte, im Todeskampfe lag, fühlte er, dass Er der Messias, der Heiland war, und er übergab sich Ihm mit der ganzen Reue seines Herzens und der ganzen Demut seines Geistes. Darum versprach Ich ihm das Paradies noch für denselben Tag.
72. Ich sage euch, Ich werde jeden, der unbewusst sündigt, aber am Ende seines Lebens mit einem Herzen voller Demut und Glauben zu Mir spricht, die Zärtlichkeit meiner erbarmenden Liebe spüren lassen, die ihn aus den Nöten der Erde emporhebt, um ihn die Seligkeit eines edlen und erhöhten Lebens kennenlernen zu lassen.
73. Ich ließ euch Maria zu Füßen des Kreuzes zurück, auf jener Anhöhe, die mein Blut und die Tränen der Mutter aufnahm. Dort blieb sie in Erwartung ihrer Kinder, denn sie wird es sein, die das Kreuz von ihren Schultern nimmt und ihnen den Weg zum Himmel weist.
74. „Mich dürstet“, sagte Ich zu jener Volksmenge, die meine Worte nicht verstand und sich an meinem Todeskampfe weidete. Was könnte Ich heute erst sagen, wo Ich sehe, dass es nicht nur eine Menschenmenge, sondern die ganze Welt ist, die meinen Geist verletzt, ohne sich meines Schmerzes bewusst zu sein?
75. Mein Durst ist unendlich, unfassbar groß, und nur eure Liebe wird ihn stillen können. Warum bietet ihr Mir statt Liebe einen äußerlichen Kult an? Wisst ihr nicht, dass, während Ich euch um Wasser bitte, ihr Mir Galle und Essig darreicht?
76. Obwohl mein Kelch in dieser Zeit so bitter ist, mein Kreuz so blutig und meine Einsamkeit so groß, werdet ihr Mich nicht ausrufen hören: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?“ Denn jenen Beweis, den Jesus euch gab, indem Er offen zeigte, dass sein Schmerz menschlich und real war, werde Ich euch heute nicht geben, weil Ich im Geiste komme.
77. Christus ist der Meister, und Er unterrichtete euch bis zum letzten Augenblick. Als dieser Zeitpunkt kam und Er sein Werk beendet sah, übergab Er es demütig seinem Vater mit den Worten: „Alles ist vollbracht.“
78. Wenn Jesus, welcher der Weg, die Wahrheit und das Leben war, seine Mission mit jenem Gebete der sieben Worte beendete und zuletzt zu seinem Vater sprach: „In deine Hände befehle Ich meinen Geist“, so bedenkt, ob ihr, die ihr Schüler und Jünger jenes Meisters seid, dies Leben verlassen könnt, ohne es dem Vater als einen Tribut des Gehorsams und der Demut darzubringen, und ob ihr eure Augen für diese Welt schließen könnt, ohne den Herrn um seinen Schutz zu bitten, da ihr sie erst in andern Regionen wieder öffnen werdet.
79. Das ganze Leben Jesu war ein Liebesopfer für den Vater. Die Stunden, die sein Todeskampf am Kreuze währte, waren ein Gebet der Liebe, der Fürsprache und der Vergebung.
80. Dies ist der Weg, den Ich dir wies, Menschheit. Lebt in der Nachfolge eures Meisters, und Ich verspreche euch, euch zu meinem Schoße zu führen, welcher der Ursprung aller Seligkeit ist.
Mein Friede sei mit euch!