Autor: Walter Maier
Ich habe euch noch viel zu sagen
„Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Derselbe wird mich verklären; denn von dem meinen wird er es nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird es von dem meinen nehmen und euch verkündigen.“ (Joh. 16,12-15)
Mit den vorstehenden Worten machte der Herr Seine Jünger darauf aufmerksam, dass sie noch nicht fähig sind, die ganze Wahrheit zu ertragen, die Er vom Vater als dessen Offenbarungsträger zu überbringen hat. Deshalb verweist Er sie noch einmal auf Sein kommendes Offenbarungswort als Geist der Wahrheit, das sie dann in alle Wahrheiten einführen wird. Er wird als „das Wort“ ebenso auf Erden nur das verkünden, was Er in der Einheit mit Gottvater als göttliche Wahrheit und Weisheit von Diesem empfangen wird und das dennoch nicht s Fremdes, nur Übermitteltes ist, sondern aus Seinem eigenen Geist hervorgeht. Dabei wird Er sein Leben und Seine Lehre als Menschensohn Jesus „verklären“, also Licht und Klarheit darüber bringen, da dieser Tröster- und Wahrheitsgeist das Wort des einen göttlichen Geistes selbst ist, weshalb er auch der „Heilige Geist“ ist.
Pfingsten: ein bescheidener Anfang
Wie wir aus den vorangehenden Zitaten ersehen, gibt uns das Neue Testament eine Fülle von Hinweisen und Erläuterungen über den „anderen Tröster“, „den Heiligen Geist“, den „Geist der Wahrheit“, den der Vater Seinen Kindern senden wird nach Jesu Heimgang zum Vater. Auch berichtet die Bibel, dass dies geschehen ist b3i der Ausgiessung des Heiligen Geistes auf die Jünger. Nun besteht vielfach unter den Gläubigen die Ansicht, dass damit die Verheissungen voll erfüllt wurden und als abgeschlossen betrachtet werden können. Doch ist diese Auffassung richtig? – Wir müssen uns bewusst sein, dass alle Worte Jesu und besonders Seine Verheissungen nicht nur auf die damalige Gegenwart oder die ihr unmittelbar folgende Zukunft Bezug hatten, sondern dass ihr geistiger Sinn darüber hinaus auch für spätere Zeiten von aktueller Bedeutung ist. Dies Ausgiessung des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu, auf ihre späteren Mitarbeiter und Glaubensgenossen und hernach auf wenige Auserwählte war –trotz ihrer grossen Bedeutung- nur ein bescheidener Anfang, gleichsam eine Vor-Erfüllung dessen, was kommen sollte. Bei dem sogenannten Pfingstgeschehen wurde nur ein kleiner Kreis erfasst; doch die vollkommene Erfüllung muss das ganze Volk Israel erfassen, wie schon der Prophet Joes weissagte: „Und nach diesem will ich meinen Geist ausgiessen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen.“ (Joel 3,1)
Die Zeit des Heiligen Geistes
Was damals Zukunft war, ist seit 1866 Gegenwart. Der Geist der Wahrheit ist jetzt unter uns. Doch wie wenige sind innerlich schon bereit und fähig, voll in der Kraft des Heiligen Geistes zu wirken, auch wenn sie diesen Wahrheitsgeist in sich aufgenommen haben!
„Solches habe ich zu euch durch ‚Sprichwörter‘ (in Bildersprache) geredet. Es kommt aber die Zeit, dass ich nicht mehr durch ‚Sprichwörter‘ mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater.“ (Jo. 16,25) Hiermit bestätigt der Herr, dass Seine Sprache eine Bildersprache voller Symbole und geistiger Entsprechungen von irdisch-materiellen Dingen und Vorgängen zu solchen geistiger Natur ist. Doch werde die Zeit kommen –und das kann nur die Zeit seiner Wiederkunft sein als Geist des Trösters, der Wahrheit und der Heiligkeit- da werde Er den Seinen in ihrer dann entwickelteren Sprach- und Begriffswelt unmissverständlich von Seinem Vater verkünden, sodass das Rätseln des Verstandes über den wahren Sinn der Bildersprach ein für allemal ein Ende hat.
Ängstliche Christen, die in jeder geistig weiterleitenden Offenbarung eine Irreführung sehen, und andere, die in ihrer geistigen Trägheit nicht gestört werden wollen, werden auf die Warnungen Jesu vor den falschen Christi hinweisen und die Menschen damit von der Annahme dieses neuen Gotteswortes abzuschrecken suchen. Doch diese sollten sich darüber klar sein, dass gerade zur Zeit der falschen Christi und falschen Propheten, von denen es schon genug gegeben hat und noch gibt, auch der „echte“ Christus mit Seinem neuen Wort verheissen ist. Ein ungeprüftes oder vorurteilsvolles Verwerfen alles Neuen und nicht in die eigenen Vorstellungen und Interessen Passenden muss daher zwangsläufig auch zur Verwerfung Christi in Seiner Wiederkunft führen! Deshalb die ernste Ermahnung: Prüfe alles, das Gute behaltet!
Ich rate Dir, dass Du Gold von mir kaufst und weisse Kleider
Als Abschluss dieser Studie sei noch an das Sendschreiben Christi in Seiner geistigen Offenbarung an den Apostel Johannes erinnert, das sich dem Wortlaut nach an die christlichen Gemeinden in Kleinasien wendet, das jedoch in seiner wahren Bedeutung eine Ermahnung an die christlichen Kirchen während sieben aufeinanderfolgender Entwicklungs-Epochen ist. Die letzte Epoche wird durch die Gemeinde von Laodizea symbolisiert, in der wir die jetztigen im Kult erstarrten Kirchenorganisationen christlicher Prägung erkennen können. Der Herr lässt ihr sagen: „Ich weiss deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass Du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ (Off. 3,15+16) – Welch treffende Charakterisierung des heutigen Namens- und Gewohnheitschristentum! „Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! und weisst nicht, dass du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloss. Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das mit Feuer durchläutert ist, dass du reich werdest, und weisse Kleider, dass du dich anziehst und nicht offenbart werde die Schande deiner Blösse; und salbe deine Augen mit Augensalbe, dass du sehen mögest.“ (Off. 3,17-18) – Die Christen glauben alles zu haben und keiner weiteren Offenbarung Christi zu bedürfen. Doch in Seinen Augen stehen sie geistig elend, jämmerlich, blind und nackt da, weshalb Er ihnen rät, von Ihm das Gold und die weissen Kleider unverfälschter, göttlicher Heilswahrheiten zu erwerben. Auch sollen sie ihre für die Wahrheit blinden Augen mit einer Augensalbe einreiben. – Woraus die wohl besteht? – „Welche ich lieb habe, die strafe und züchtige ich. So sei nun fleissig und tue Busse.“ (Off. 3,19) Trotz der schweren Rüge verwirft der Herr seine Kinder nicht Er liebt sie, gerade in den grossen Prüfungen und Heimsuchungen, die über die Menschen gekommen sind und noch kommen werden; denn sie sollen uns zur Busse und Erneuerung führen.
Von Geist zu Geist
„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ (Off. 3,20) – Er fällt also nicht mit der Tür ins Haus, noch übt Er auf Seine Kinder Zwang aus. Die aber auf Seine von neuem vernehmbare Stimme hören und ihre Herzenstüre öffnen, erleben die engste Verbindung von Geist zu Geist mit ihrem Herrn.
Wachet und betet!
Wir haben versucht, den kritischen Zweiflern –die aber eines guten Willens sind- zu helfen, die Wiederkunft Christi zu verstehen. Wir haben im Vorangehenden festgestellt, dass Er weder inmitten eines spektakulären Himmelsereignisses noch körperlich sichtbar wiederkommen wird. Ach haben wir erkannt, dass die grossen Menschenmengen Seine Wiederkunft nicht bemerken, weil Er wie ein Dieb in der Nacht kommt: unerwartet und leise auf geistigen Wegen. Deshalb seine Ermahnung: Wachet und betet, damit ihr diese bedeutende und wichtige Zeit nicht ungenutzt lasst. Seid wie die fünf klugen Jungfrauen des Gleichnisses, die das lichtspendende Öl in ihren Lampen –das Symbol des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung- bereit hielten und daher dem in der geistigen Finsternis der Mitternacht kommenden Bräutigam in freudigem Erkennen entgegengehen konnten und mit ihm Hochzeit feiern konnten. (Math. 25,1-11)