Um dem Leser / der Leserin eine Vorstellung von dem zu vermitteln, wie die Kundgaben des im Geiste wiedererschienenen Christus – zunächst vorbereitet durch den Geist Elias – sich in der Zeit von 1866 bis 1950 in Mexiko ereigneten, nachfolgend ein Gruß an die Deutschen von einem Mexikaner, der selbst ein Werkzeug des „Wortes“ war. Er ist, menschlich gesprochen, einfacher Herkunft, hat als Stierkämpfer seinen Lebensweg begonnen, dann als Fotograf sein tägliches Brot für sich und seine Familie verdient und lebte einfach und in bescheidenen Verhältnissen.
„Eben hatte ich mein 21. Lebensjahr vollendet. Seit Jahren war ich an mein Heim gebunden als Opfer einer sehr lästigen Hautkrankheit, die mir nicht gestattete, auch nur für wenige Augenblicke die Wohltat der Sonne oder der frischen Luft zu genießen.
In jenen Jahren der Vereinsamung, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, umsomehr, als ich mich im Morgenrot der Jugend befand, wo man den eitelsten Träumen nachhängt, durchlitt ich keine geringe Krise der Ungeduld und Verzweiflung. Ich muss bekennen, nur das wohlwollende Getragensein durch meine Eltern und Geschwister hat mir in dieser Prüfung eine moralische Stütze geboten, neben der leisen Hoffnung freilich, eines Tages die Gesundheit wiederzuerlangen.
Viele Ärzte nahmen sich meines Falles an, und ich wurde unzähligen Behandlungsweisen unterzogen – alles ohne Erfolg. Ich erinnere mich nur, dass nach jedem Fehlschlag meine Hoffnungslosigkeit wuchs.
Als meine Isolierung, mein Schweigen und meine Einsamkeit täglich unerträglicher wurden, flüchtete ich mich ins Gebet und bemerkte, dass darin mein Geist einen unaussprechlichen Frieden fand, und dass in meinem Herzen die Ahnung eines Vorgefühls aufkam, dass ich binnen kurzem mich aus meiner Gefangenschaft befreit sehen würde.
Meine Gebete zogen sich immer mehr in die Länge, und meine geistige Konzentration wurde immer tiefer. Ich bemühte mich um möglichst häufige Meditationen, denn solange das Gebet andauerte, blieb ich allen Leiden enthoben. Wenn dann die Wonne vorüber war, und ich in die Wirklichkeit meines einsam-stillen und gleichförmigen Lebens zurückfiel, hatte ich immer das Empfinden, als käme ich aus einer anderen Welt, in der sich mein Geist gestärkt und inspiriert hatte. Hier muss ich einschalten, dass ich meine Gebete aus unvorbedachten Augenblickseinfällen formte. Nie werde ich vergessen, wie ich während solcher Entrückungen den Zeitbegriff verlor, und es Augenblicke gab, da mir alles entschwand, was mich umgab. Allerdings erinnere ich mich, dass ich mich in meiner Kindheit – etwa von 12 Jahren an – ohne dass ich mir dies erklären konnte, fast täglich in einer Art Loslösung der Seele befand, die sich über mehrere Minuten hinzog, während derer ich, vielleicht vom Unterbewusstsein geleitet, wie ein Automat handeln musste. Nie gab es die mindesten Schwierigkeiten, solange dieser eigenartige Zustand währte. Sonderbarerweise löste er anfangs Angst bei mir aus, allmählich aber machte ich mich mit ihm vertraut, während sich das Phänomen im Lauf der Zeit verstärkte.
Meine Krankheit erreichte ihren Höhepunkt. Manchmal war mir, als ob meine Haut unter der Wirkung eines inneren Feuers brannte, das mit nichts zu dämpfen war. Gleichzeitig wurde mein Aussehen immer beklagenswerter.
Eines Tages erschien mein Vater mit der Neuigkeit, er habe das Wort des göttlichen Meisters gehört aus dem Munde eines einfachen Menschen, der gewiss ein Auserwählter Gottes sei. Und zwar in einer dürftigen Versammlungsstätte eines abgelegenen Stadtteils von Mexiko. Ein guter Freund, der schon lange jene Kundgaben bewundere, habe ihn mitgenommen.
Augenblicks hatte ich die Gewissheit, dass ER es war, der Meister, der da mit Hilfe des menschlichen Wahrnehmungsvermögens sprach, um sich den Menschen zu nähern, auf der Suche nach denen, die nach Licht hungerten und nach Gerechtigkeit dürsteten.
Das Wunder, das ich Tag für Tag erwartete, stand vor mir. ER, mit dem ich so oft in meinen Stunden des Schmerzes geredet hatte, war mir nun ganz nahe und wartete auf mich, um mir die Gesundung des Leibes und der Seele zu schenken.
Ich folgte dem Ruf des Herrn! Es war am Sonntag, den 14. Februar 1934, dass ich zum erstenmal jenen bescheidenen Versammlungsraum betrat, einen von den vielen, wo die göttliche Botschaft zu hören war. Stark beeindruckte mich die Insichgekehrtheit und tiefe Konzentration, mit der die Anwesenden sich vorbereiteten, um das Kommen des “göttlichen Strahls” zu erwarten, der das innere Hören des “Wortträgers” inspirieren sollte, welcher dann das himmlische Wort zu übertragen hatte.
Der “Wortträger” oder das “Werkzeug” war bei jener Gelegenheit eine Frau. Eine einfache Frau von, möchte man sagen, gewöhnlichem Aussehen, und von Geburt an blind. Ihre Erscheinung, muss ich gestehen, machte mir keinen besonders angenehmen Eindruck. Umso größer war daher mein Erstaunen, als ihre Lippen sich auftaten und eine Predigt hören ließen von einer solchen Tiefe, so wundervoll und von solcher Weisheit, wie man es sich kaum vorstellen kann, dazu vorgetragen mit einer süßen Stimme voll überraschenden Tonfalls, was der Botschaft einen tief beeindruckenden und bewegenden Akzent verlieh.
Im weiteren Verlauf der Kundgabe vergaßen die Anwesenden der Gegenwart des Wortträgers gänzlich, um sich in die Regionen des Geistes zu erheben und im Vollmaß die göttliche Belehrung zu genießen. Wenn aber während der Kundgabe jemand zufällig die Augen öffnete und den Wortträger beobachtete, so konnte er bemerken, wie jenes an sich armselige und gewöhnliche Wesen sich verklärt hatte in der Erhebung ihres Sinnes, ja, wie in solchen Augenblicken von ihm eine große Schönheit und eine ehrfurchtgebietende Majestät ausstrahlte.
Das göttliche Wort floss von ihren Lippen wie eine unversiegliche Flutwelle, eine Stunde, zwei Stunden, drei und mehr. Das kam alles ohne Stocken, ohne Unterbrechung, fehlerlos, und ohne dass sich die geringste Ermüdung zeigte oder die Stimme heiser oder brüchig wurde. Im Gegenteil schien, je länger die Kundgebung dauerte, die Inspiration an Vollkommenheit zuzunehmen.
Die Gegenwart des göttlichen Meisters war in jenen Augenblicken der Mitteilung so stark spürbar, dass man seine Nähe und Freundschaft ganz greifbar empfand. Er sprach zu jedem Herzen! Er las die verborgensten Gedanken der Anwesenden und berührte die geheimsten Fasern seiner Zuhörer, und zwar ohne irgendjemand zu verletzen oder anzuklagen. Ein jeder fühlte in seinem Herzen, welche Worte vom Meister mit dem forschenden Blick der Liebe und der Weisheit gerade an ihn gerichtet waren.
Die göttliche Mitteilung nahm auf den Lippen des Wortträgers verschiedene Tönungen und Färbungen an. Wenn der Herr als Vater sprach, teilte sich der Stimme Zärtlichkeit, Vergebung und Liebkosung mit; wenn er sich als Meister kundgab, wurde sie tiefgründig und weisheitsvoll, und wenn er den Richter hervorkehrte, dann bekam die Stimme des Wortträgers den Tonfall unendlicher Autorität und Macht, wobei sich die Gerechtigkeit und der göttliche Eifer in so eindrücklicher Weise vernehmen ließen, dass es die Zuhörer wahrlich vernichtend traf und ihnen Tränen der Reue erpresste und sie feste Vorsätze zu Umkehr und Wiedergutmachung fassen ließ.
Ganz klein fühlte ich mich vor solcher Größe und als der allerletzte unter den Versammelten. In meiner Unwissenheit kam mir der Gedanke, der Herr habe sicher meine unbedeutende Anwesenheit gar nicht bemerkt. Schnell jedoch musste ich mich von meinem Irrtum überzeugen und erfahren, dass der Blick des Meisters alle entdeckte. Nach mehreren Monaten häufiger Besuche, mit denen ich nichts anderes bezweckte, als jenes geistige Fest zu genießen, wurde ich an einem unvergesslichen Nachmittag vom Herrn gerufen. Es war der 9. August 1934, an dem ich, ohne dass ich aus meinem Erstaunen herauskam, gekennzeichnet und gesalbt wurde, dem göttlichen Wort als Wortträger zu dienen.
Tiefste Bewegung, die edelsten und abgründigsten Gefühle ergriffen in jenem höchsten Augenblick mein Herz. Was konnte ich in diesem erhabenen Moment dem verweigern, der ein unbeschränktes Recht über seine Kreaturen hat?
Meine Bestimmung war vorgezeichnet. Seit jenem Tag lebte ich nichts anderem, als mein Leben dem so schweren und heiklen Amt zu weihen.
Einige Monate der Vorbereitung, die gleichzeitig meine vollständige physische Gesundung mit sich brachten, dienten der Ausbildung als Wortträger des göttlichen Meisters, dem ich mich seit jener Stunde mit Leib und Seele hingab, bis zum 31. Dezember 1950, an dem das Licht der Gottheit aufhörte, sich in dieser Form kundzugeben.
Wenn wir, die wir Wortträger waren, es unternehmen wollten, über die Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen zu berichten, die uns in jenen Jahren unvergesslichen Kampfes vor den herbeiströmenden Scharen der verschiedenen über unser ganzes Land verstreuten Versammlungsstätten zuteil wurden, müssten wir ganze Bände füllen, denn unsere Laufbahn war eine ununterbrochene Folge wunderbarster Begebenheiten, und es wäre unmöglich, sie innerhalb des begrenzten Raumes zu erzählen, der mir hier zur Verfügung steht.
Doch ist es von äußerster Wichtigkeit zu betonen, dass wir für unsere Vorbereitung kein anderes Buch hatten als das Wort, das von unseren eigenen Lippen floss. Denn es sollte keinerlei Beeinflussung in unseren Verstand eindringen, damit wir mit möglichster Treue die göttliche Botschaft aufnehmen konnten. Wenn wir demütig blieben, zeichnete uns der Herr aus in Liebe und Wohlgefallen vor seinem Volk. Wenn wir uns aber einmal von Eitelkeit oder Egoismus beherrschen ließen, berührte Er uns mit Seiner Gerechtigkeit, indem Er uns für einige Zeit Seine Inspiration entzog, um uns zu zeigen, dass wir ohne Ihn nichts vermöchten, denn ohne Ihn sind wir nichts.
Seit der letzten Mitteilung des Meisters Ende 1950 habe ich nie wieder irgend eine jener eigentümlichen Empfindungen verspürt, wie ich sie während der Ausübung der Mission als Wortträger Jahr um Jahr in meinem Wesen trug.
Von dem genannten Tag an widmete sich eine zahlreiche Gruppe von Brüdern der Aufgabe, die größtmögliche Anzahl von Kundgebungen und Offenbarungen zu sammeln, die der Herr uns gegeben hatte, und welche glücklicherweise mitgeschrieben worden waren. Aus ihnen wurde ein Buch zusammengestellt, das der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden sollte, und das bis jetzt die Quelle ist, aus der die Menschheit trinken kann von dem Wasser der Wahrheit, die der Meister den Menschen dieser und künftiger Zeit hinterließ als ein Geschenk der Liebe, des Lichts, der Gerechtigkeit und des Friedens.
Man hat von mir ein Zeugnis erbeten, der ich unverdientermaßen ein Wortträger des Meisters während seiner Kundgebung in dieser Form war, und habe versucht, es mit diesen Zeilen zu tun. Ich tat es mit aller Aufrichtigkeit, deren ich fähig bin, mit dem heißen Wunsch, dieses Zeugnis möge als Anreiz dienen und erreichen, Vertrauen und Glauben in denen zu wecken, die dies Buch in die Hand nehmen, das Botschaften enthält, die der göttliche Meister der Menschheit dieser Zeit in Seiner Güte durch ebenso einfache wie unwürdige Vermittler offenbarte.
Gleichzeitig sende ich aus tiefster Seele einen brüderlichen Gruß im Namen des Herrn meinen Brüdern und Schwestern in Deutschland, deren wunderbares geistiges Erwachen uns der Meister durch seine menschlichen Mittler anzeigte.“