Die meisten Christen, welcher Konfession oder Glaubensgruppe sie auch angehören mögen, werden den Titel dieses Buches: „Das Dritte Testament“ als Anmaßung empfinden, da dieses Neuoffenbarungs-Werk damit auf eine Stufe mit dem ihnen bekannten Alten und Neuen Testament der Bibel gestellt wird, die als Heilige Schrift und Grundlage ihres Glaubens für abgeschlossen und keiner Fortsetzung und Erweiterung bedürftig betrachtet wird.
Dem wirklich Bibelkundigen wird jedoch bekannt sein, dass diese traditionelle Einstellung keine Basis in den maßgeblichen Lehren Jesu hat, wie sie uns in den Evangelien des Neuen Testamentes überliefert sind. Ganz im Gegenteil! Jesus hat in seinen Abschiedsreden mehrfach von seiner Wiederkunft und im Zusammenhang damit vom „Geist der Wahrheit“, dem „Tröstergeist“, dem „Heiligen Geist“ gesprochen, der dann „in alle Wahrheit einführen wird“.
Der Apostel Paulus hat seine Überzeugung von einer großen kommenden Gottesoffenbarung in der Vollendung der Zeiten mit den Worten ausgedrückt: „Jetzt erkenne ich es stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.“ (1. Kor. 13, 12)
Diese Einführung will dem gläubigen Christen und darüber hinaus allen interessierten Lesern dieses Buches eine wahrheitsgetreue Kenntnis von seiner Entstehung vermitteln, und in welcher Weise und unter welchen äußeren Umständen die Verheißung Jesu von seiner Wiederkunft in Erfüllung ging, da trotz der in den Kundgaben selbst enthaltenen Aussagen darüber manche Fragen offenbleiben würden und Anlass zu Zweifeln und falschen Vorstellungen geben könnten. Auch soll diese Einführung das Verstehen dessen erleichtern, was der Gottesgeist bei seiner neuen Offenbarung als sein Drittes Testament für die Menschheit hinterließ.
Wie jeder Leser dieses neuen Gotteswortes selbst feststellen kann, strahlt es höchste Autorität, Weisheit und Liebe aus. Es ist die Erfüllung der Verheißung Jesu von seiner Wiederkunft „in der Wolke“ (Lukas 21, 27), was — in der Sprache des Geistes symbolisch ausgedrückt — bedeutet: in geistiger Weise. Somit ist dies Dritte Testament Gottes als thematisch gegliederte Zusammenfassung der göttlichen Kundgaben in Mexiko ein wahrheitsgetreues Zeugnis von der Wiederkunft Christi „im Geiste“, es ist seine zeitgemäße Botschaft und Lehre für die Menschheit in konzentrierter Form.
Dies Wort soll dem Menschen von heute eine geistige Orientierungshilfe sein und ihn zu einem besseren und tieferen Verstehen Gottes, seiner selbst, des Sinnes seines Daseins auf Erden und der Geschehnisse bringen, die ihm in seinem persönlichen Leben widerfahren, sowie der Ereignisse und Veränderungen, die den Anbruch des „Zeitalters des Heiligen Geistes“ notwendigerweise begleiten. Von dieser Zeit sprach bereits der mittelalterliche Abt Joachim von Fiore und manche andere nach ihm. Es ist das kommende Friedensreich Christi auf Erden, der Menschheit seit der Zeit der Propheten verheißen.
Mit der geistigen Wiederkunft Christi im Worte ist dieses Zeitalter des Geistes und der Vergeistigung des Menschen bereits angebrochen, und Christus hat mit seinem neuen Liebeswort den Weg dahin gewiesen.
Das zentrale Geschehen in der Wiederkunft Christi ist, entgegen allen Erwartungen der Christenheit, nichts Zukünftiges, sondern bereits Geschichte: Es vollzog sich im Zeitraum von 1866 bis 1950 in aller Stille, von der „Großen Welt“ und der Christenheit unbemerkt und unbeachtet! Nicht im Zentrum der abendländischen Christenheit, in Rom, oder im Zentrum orthodoxer Frömmigkeit auf dem Berge Athos, oder, wie von vielen erwartet, im alten jüdisch-christlichen Jerusalem, oder im Umfeld protestantischer Theologie und Religionsphilosophie, sondern in einem Land der sogenannten Dritten Welt, in Mexiko! Und auch dort nicht etwa innerhalb der dominierenden katholischen Kirche in Macht und Pracht, sondern in einem Milieu der Armut und Bedeutungslosigkeit unter dem einfachen, ungebildeten Volk in den Vororten oder Randbezirken von Mexiko-City, und von dort über das Land ausstrahlend und sich verbreitend. Wer hätte das erwartet?
Die Wiederkunft Christi wurde Wirklichkeit in Form von geistig empfangenen Kundgaben Christi durch von Ihm erwählte Menschen im Zustand der Verzückung innerhalb neu gegründeter, charismatischer, christlich-spiritualistischer Gemeinden oder Bruderschaften.
Ein großer Teil dieser Kundgaben wurde in den letzten Jahren vor 1950 stenographisch festgehalten, niedergeschrieben und später in 12 Sammelbänden mit dem Titel „Libro de la Vida Verdadera“ veröffentlicht, zu deutsch: „BUCH DES WAHREN LEBENS“. In diesen letzten Jahren wurden alle früheren Unterweisungen in erweiterter und vertiefter Form wiederholt. Das vorliegende Buch enthält eine sorgfältige Textauswahl aus diesem Werk zu allen darin vorkommenden Themen.
Diese Sammlung von Unterweisungen Christi sowie thematisch gegliederte Auszüge daraus waren vom Herrn von Anfang an vorgesehen als sein Drittes Testament für die Menschheit, besonders für die Christenheit. Die Wahrheit dieser schwerwiegenden Aussage soll dem Leser durch diese Einführung verdeutlicht werden.
Die Erwählung Mexikos als das für die Wiederkunft Christi im Wort bestimmte Land hat nach dem Wort des Herrn seinen Grund darin, dass die indianischen Vorfahren der heutigen Bewohner in seinem Namen gemartert und gewaltsam „christianisiert“ wurden von den spanischen Eroberern. Zum andern haben diese Völker und ihre heutigen Nachfahren durch die jahrhundertelange Unterdrückung und Knechtschaft mehr brüderlichen Geist, Mitmenschlichkeit, Herzensdemut und Duldsamkeit entwickelt als andere Völker der Erde, zumal die europäischen. Daher wurden auch viele reifere Geister aus dem alten auserwählten „Volk Israel“ in der Gegenwart im mexikanischen Volke geboren und waren Zeugen der Erfüllung der dem „Geistigen Israel“ gegebenen Verheißungen.
Auch die Geburt Jesu, das erste Kommen Christi zur Welt, geschah nicht in den Macht- und Zivilisationszentren Roms oder Griechenlands, nicht einmal im jüdischen Kulturzentrum Jerusalem, sondern abseits, unter armseligen Umständen, und Jesu Heimat und Hauptwirkungsgebiet war das von den Jerusalemer Juden verachtete Galiläa. Dazu meinten die Schriftgelehrten von einst im Gefühl der Überlegenheit: „Was kann von Nazareth schon Gutes kommen?“ Die Theologen von heute sollten nicht denselben Irrtum und Fehler begehen und aus einem intellektuellen Überlegenheitsgefühl heraus insgeheim denken: Was kann von Mexiko schon Gutes und Großes kommen?
Welche Gründe sprechen dafür, dass die dortigen geistigen Kundgebungen wirklich göttlichen Ursprungs sind? Vor allem die Kundgaben selbst, die unverkennbar vom Geist und der Gesinnung Christi und der Liebe und Barmherzigkeit des Himmlischen Vaters durchdrungen sind. Welches Menschenherz sollte davon unberührt bleiben? Auch die Weisheit und die Tiefgründigkeit der Gedanken, Offenbarungen, Ermahnungen und Unterweisungen legen ein beredtes Zeugnis von ihrem Urheber ab. Welcher Truggeist sollte imstande sein, all dies mit finsteren Absichten nur vorzutäuschen? Worin sollten diese bestehen, da diese Unterweisungen der Besserung, Entwicklung und Veredlung des Menschengeschlechtes nur dienlich sein können?
Als weiterer Grund, der für die Echtheit dieser Kundgaben als neues Wort Gottes spricht, ist der Umstand zu betrachten, dass diese über einen so langen Zeitraum und durch so viele verschiedene Übermittler und Kundgebungsorte erfolgt sind und doch ihrem Geist und Charakter nach ein einheitliches Gepräge haben und deutlich auf eine einzige Offenbarungsquelle hinweisen. Welche dunkle Macht sollte in der Lage sein, so etwas in einem ganzen Land jahrzehntelang als verführerisches Gaukelspiel zu veranstalten — Gott zum Hohne? Das ist einfach unmöglich und würde Gott als liebender Vater seiner Menschenkinder und oberster Lenker irdischer Geschicke niemals zulassen.
Weitere schwerwiegende Gründe für die Wahrhaftigkeit dieser Kundgaben als Zeugnis der geistigen Wiederkunft Christi im Wort sind die Übereinstimmungen zwischen den Verheißungen Jesu über seine Wiederkunft und deren „Zeichen“ und dem Geschehen in Mexiko während eines Zeitraums weltbewegender und verändernder Ereignisse mit zwei Weltkriegen. Hierzu sei auf die Einführung in Band I des „BUCH DES WAHREN LEBENS“ mit dem Titel: „Die Wiederkunft Christi im Spiegel biblischer Verheißungen“ hingewiesen, ebenso auf die Studie von Ernesto Enkerlin mit dem Titel „Gottes Geisteswerk“, beide im Reichl Verlag erschienen.
Ein bedeutendes Zeugnis für die Weltregion und damit auch für Mexiko als Ort der geistigen Wiederkunft Christi wurde der Christenheit im 19. Jahrhundert durch den so bezeichneten „Schreibknecht Gottes“, Jakob Lorber gegeben. An einer Stelle seines großen Neuoffenbarungs-Werkes spricht Jesus davon, dass seine geistige Wiederkunft in einem Land jenseits des großen Weltmeeres, also des Atlantiks, geschehen werde (Gr. Ev. Joh. 94, 14-15). Sollte dies für die an die Offenbarungen durch Lorber Glaubenden und alle geistig wachen Christen nicht Anlass dazu sein, sich zu fragen, ob diese Prophetie nicht bereits in Erfüllung gegangen ist, und nachzuforschen, ob in einem der Länder des amerikanischen Kontinents etwas geschehen ist, das diesen Anspruch erhebt und ihm auch gerecht wird? Der Beurteilungsmaßstab dafür sollte aber nicht nur die Größe des offenbarten Schöpfungswissens sein, sondern vor allem die zum Ausdruck kommende göttliche Liebe und Weisheit.
Ein solches Geschehen hat tatsächlich stattgefunden und begann in den frühen Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts in Mexiko. Ein einfacher Mann aus dem Volk mit Namen Roque Rojas hatte damals, am 23. Juni 1861, ein erstes Berufungserlebnis durch den Erzengel Gabriel und eine Vision, bei der ihm seine Mission als irdischer Wegbereiter des Herrn angekündigt wurde. Nachdem er durch eine weitere große Vision von der Echtheit seiner göttlichen Berufung überzeugt war, begann er anderen Menschen von den Botschaften und Gesichten zu berichten, die ihm im Zustand der Verzückung zuteil wurden, und scharte so durch seine Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit nach und nach eine Gemeinde von Gläubigen um sich. Durch die sich einstellende Gabe der geistigen Heilung wurde er in der Folgezeit weithin bekannt und von allen Hilfe und Rat Suchenden hochgeschätzt. Er gründete eine erste Versammlungsstätte, in der am 1. September 1866 erstmals Elias durch ihn sprach und sieben Männer und Frauen zu Leitern neu zu gründender Gemeinden geweiht wurden, die die Sieben Siegel der entsprechenden heilsgeschichtlichen Epochen symbolisierten.
Als die Teilnehmer einer Zusammenkunft in der Karwoche von 1869 nicht die Ehrfurcht und Andacht zeigten, die Roque Rojas von ihnen erwartete, erfasste ihn heiliger Zorn, und er zerstörte die bis dahin von ihm empfangenen göttlichen Offenbarungen durch Elias. Er erklärte den Versammlungsort für geschlossen und setzte damit seinem segensreichen Wirken ein vorzeitiges Ende. Doch der gute Samen, den er ausgesät hatte, keimte und erblühte an anderen Orten, und in einer der Sieben Siegel-Gemeinden sprach Jahre später, im Jahre 1884, erstmals Christus selbst durch eine ihrer Mission treu gebliebene Stimmträgerin. Von da an setzten sich die göttlichen Kundgaben ununterbrochen fort, über Generationen hinweg, bis zum Ende des Jahres 1950.
Die Zahl der Gemeinden und Gläubigen wuchs in dieser Zeit immer mehr an, so dass diese von Christus als sein Geistwerk bezeichnete christlich-spiritualistische Bewegung zuletzt mehrere hundert Gemeinden mit Tausenden von Anhängern im ganzen Land umfasste.
Die Gläubigen versammelten sich regelmäßig am Sonntagvormittag in ihren schmucklosen Gemeindesälen oder auch in privaten Räumlichkeiten, und überall dort, wo ein oder mehrere Wortübermittler zur Verfügung standen, gab sich der Gottesgeist gleichzeitig kund, je nach den Bedürfnissen und der Aufnahmefähigkeit der Zuhörer.
Einmal in der Woche fanden Heilungsgottesdienste statt, bei denen die Geisterwelt Gottes lehrend, beratend und heilend sich geistig kundgab. Es gab viele geistige Heilungen an Körper und Geist, doch leider wurden diese nicht schriftlich festgehalten und für die Nachwelt bezeugt. Man betrachtete sie offenbar als nichts Außergewöhnliches und Überlieferungswertes.
Mit der vom Herrn schon lange zuvor angekündigten und festgesetzten Beendigung der göttlichen Kundgaben und jener der Geisterwelt Gottes zum Jahresende 1950 trat ein tiefer Bruch innerhalb des Geistwerkes ein, eine Spaltung zwischen den Gemeinden, die sich an diese Anordnung Christi hielten und auf weitere Geistkundgaben verzichteten, und solchen Gemeinden und Gemeindeleitern, die sich nicht daran hielten und ihre Stimmträger nunmehr in einen Trancezustand fallen ließen und so der niederen Geisterwelt und den Truggeistern Tür und Tor öffneten für falsche Christus- und Geistkundgaben.
Leider hatten diese ungehorsamen Gemeinden eine viel größere Anziehungskraft für das einfache Volk als die treu gebliebenen, deren Mitglieder sich größtenteils in kleine Gruppen auflösten oder in das andere Lager überwechselten, weil dort für die menschliche Unterhaltungs- und Sensationslust mehr „geboten“ wurde als bei den stillen Andachten mit Lesung eines Unterweisungsabschnittes und anschließendem Gedankenaustausch darüber.
Trotz dieser ungünstigen Umstände begann nach 1950 eine Gruppe von Männern und Frauen, meist ehemalige Stimmträger, die über das ganze Land verstreuten Kundgaben zu sammeln, um sie in Buchform zu veröffentlichen und der Menschheit bekanntzumachen. Dabei mussten sie sich überwiegend auf Kopien der Schreibmaschinen-Manuskripte stützen, die nach den damaligen stenographischen Mitschriften der Kundgebungen von den Schreibern selbst ausgeführt und dann auf Verlangen als Kopien weitergegeben worden waren. Es wurde eine große Zahl verschiedener Kundgaben-Manuskripte zusammengetragen, von denen schließlich 366 für die Aufnahme in den Sammelbänden des „Libro de la Vida Verdadera“, zu deutsch: „BUCH DES WAHREN LEBENS“, ausgewählt wurden.
Obwohl diese also nur einen Teil aller Kundgaben, vor allem aus den letzten Jahren vor 1950, darstellen — was auch ein erst unlängst „aufgetauchter“ großer Packen mit anscheinend noch unveröffentlichten Kundgaben-Manuskripten aus dem Nachlass eines ehemaligen Stimmträgers beweist — kann angesichts dieser großen Zahl von Kundgaben davon ausgegangen werden, dass in ihnen, als Ganzes betrachtet, alle Themen und Lehrinhalte enthalten sind, die der Gottesgeist der Menschheit nahebringen und worüber Er sie aufklären wollte, damit sie den Weg in eine lichtvollere Zukunft findet.
Im Jahre 1962 kam in Deutschland ein erster deutscher Auswahlband dieses Gesamtwerkes unter dem Titel: „Die Dritte Zeit“ heraus, der das Offenbarungswort des Herrn erstmals auch einem begrenzten Personenkreis im deutschen Sprachraum bekanntmachte. Seit 1979 bringt der Reichl Verlag auch die deutschen Bände des „BUCH DES WAHREN LEBENS“ heraus, von wo sie über den Buchhandel erhältlich sind.
In den Siebziger Jahren wurde dann in Mexiko-City die „Gesellschaft für geistige Studien“ gegründet, die sich die Verwaltung und Bewahrung der Kundgaben-Manuskripte und die Herausgabe von Neuauflagen der Sammelbände sowie von Begleitliteratur zur Aufgabe machte. Darin sieht die Gesellschaft auch heute noch ihre eigentliche Aufgabe, nicht jedoch in der zentralen Führung einer religiösen Bewegung, die die Eigenverantwortlichkeit des einzelnen im Lichte des Gewissens zur Grundlage hat.
Wo immer wir das vorliegende Werk aufschlagen, lesen und erleben wir geistig die überzeugenden, weisen und liebevollen Worte und Offenbarungen Christi durch seine vorbereiteten menschlichen Werkzeuge — Menschen, die teilweise kaum weltliche Schulbildung besaßen und oft der Sprache, die von ihren Lippen kam, in dieser Weise gar nicht mächtig waren, geschweige denn des Inhalts, der Weisheit und der sich darin bekundenden göttlichen Autorität.
Dies neue Gotteswort enthält einerseits Bestätigungen und Erläuterungen zu Geschehnissen und Offenbarungen im Alten Volk Israel und während des irdischen Lebens und Wirkens Jesu, andererseits bringt es eine Fülle neuer geistiger Erkenntnisse, die teilweise einschneidende Korrekturen des überkommenen christlichen Weltbildes darstellen. Dies betrifft das Gottesbild, die göttliche Natur Jesu und Marias, das Wesen des Menschen mit einem innewohnenden Gottesfunken und einer ewigen Entwicklung des Geistes, die Vorstellungen über Himmel und Hölle, den Jüngsten Tag oder das Jüngste Gericht, die Erlösungslehre und Sündenvergebung, die Auferstehung von den Toten und das Ewige Leben. Auch in Bezug auf die Ausübung des christlichen Glaubens, die Anbetungsformen, werden teilweise neue Maßstäbe und Ziele gesetzt und Altvertrautes in Frage gestellt oder verworfen, was vor allem die gottesdienstlichen Kultformen und die Sakralbauten betrifft.
Die zentrale Botschaft entspricht der durch Jesus gebrachten: statt äußerlicher Religionsausübung, zur Schau gestellter Frömmigkeit — innerliches Gebetsleben und individuelles Handeln nach dem eigenen Gewissen; statt einer berechnenden Wohltätigkeit aus selbstsüchtigen Motiven — spontanes, selbstloses Handeln aus Liebe zu Gott, den Menschen und zur Natur, der Schöpfung Gottes, wobei „Liebe“ viele Ausdrucksmöglichkeiten haben kann: Beachtung, Rücksichtnahme, Respekt, Mitgefühl, Zuneigung, Trost, Hilfe und Unterstützung; statt eines bequemen, blinden Glaubens — lebendiger, sehender Glaube aus Erkenntnis und geistigem Wissen.
In seinen Kundgaben richtete der Herr sein Wort zunächst an die anwesenden Gläubigen, die er öfters mit „(Mein) Volk“, „Jünger“ oder „Arbeiter“ ansprach, gelegentlich auch mit „(geliebtes) Israel“. In weiterem Sinn richtet sich sein Wort jedoch, von Ausnahmen abgesehen, an das ganze Geistige Israel, das ganze Volk Gottes in aller Welt und an die Menschen aller Völker, Rassen und Religionen. Doch werden diese das neue Gotteswort freudig willkommen heißen und anerkennen?
Dieses soll und darf nicht Anlass zur Gründung einer neuen Religionsgemeinschaft, Kirche oder Sekte sein. Es ist der Ruf Gottes zur Erneuerung und Vergeistigung des Menschen und all seiner gesellschaftlichen und religiösen Institutionen. Wer sein Drittes Testament für die Menschheit verwirft, verwirft Ihn selbst und seinen sich darin offenbarenden Heiligen Geist. Dies warnende Wort aus Gottes neuer Liebesbotschaft selbst möge jedermann wohl bedenken und beherzigen, ebenso jene in den Gleichnissen Jesu von den „klugen und den törichten Jungfrauen“ (Math. 25, 1-13) und von der „königlichen Hochzeit“ (Math. 22, 2-14) enthaltenen Warnungen. Denn dies Wort ist das heilige Öl für die erlöschenden Lampen des Geistes, es ist das Brot und der Wein vom Tische des Herrn, die ewige Nahrung und Erquickung der Geistes.