Kapitel 30: Die Entwicklung des Geistes über Reinkarnationen

Das Gesetz der Entwicklung

1. Ich sage euch, der Mensch muss wissen, dass sein Geist viele Male zur Erde gekommen ist und er noch immer nicht auf dem Wege meines Gesetzes aufwärtszusteigen verstand, um den Gipfel des Berges zu erreichen. (77, 55)

2. Da der Mensch die Entfaltung der Wissenschaft und die Entdeckung dessen miterlebt hat, was er zuvor nicht geglaubt hätte — warum sträubt er sich dann gegen die natürliche Entwicklung des Geistes? Warum versteift er sich auf das, was ihn zum Stillstand bringt und einschläfert? Weil er vor dem Ausblick auf das ewige Leben zurückscheute! (118, 77)

3. Begreift: Obwohl die Schöpfung dem Anschein nach abgeschlossen ist, entwickelt sich dennoch alles, verwandelt und vervollkommnet sich alles. Kann euer Geist sich etwa diesem göttlichen Gesetz entziehen? Nein, meine Kinder. Niemand kann das letzte Wort über das Geistige, über die Wissenschaft oder über das Leben sagen, denn sie sind meine Werke, die kein Ende haben. (79, 34)

4. Wie viele Menschen meinen aufgrund des Wissens, das sie erlangt haben, geistige Größe zu besitzen, und sind für Mich doch nicht mehr als einige auf dem Entwicklungswege stehengebliebene Kinder. Denn sie müssen bedenken, dass es nicht nur die Entfaltung ihres Verstandes ist, wodurch sie die Aufwärtsentwicklung ihres Geistes erreichen können, sondern es muss durch die Entwicklung der Gesamtheit ihres Wesens geschehen, und es gibt viele Fähigkeiten im Menschen, die entwickelt werden müssen, um die Vollendung zu erreichen.

5. Das ist der Grund dafür, dass Ich — als eines meiner Gesetze der Liebe und Gerechtigkeit — die Reinkarnation des Geistes einsetzte, um ihm einen längeren Weg zu gewähren, der ihm alle notwendigen Gelegenheiten bietet, um seine Vervollkommnung zu erreichen.

6. Jedes Erdendasein ist eine kurze Lektion, denn andernfalls wären die Gelegenheiten eines Menschen, die Erfüllung meines Gesetzes zu vollbringen, zu gering. Aber es ist unumgänglich, dass ihr das Ziel dieses Lebens erkennt, damit ihr aus ihm den Sinngehalt aufnehmt und seine Harmonie erreicht, welche die Grundlage menschlicher Vollkommenheit ist — damit ihr zu einer höheren Daseinsebene fortschreiten könnt, bis ihr zum Geistigen Leben gelangt, wo Ich für euch so viele Lektionen bereithalte, die Ich euch noch lehren muss, und so viele Offenbarungen, die Ich noch zu geben habe. (156, 28-29)

7. Während alles unaufhörlich wächst, sich wandelt, sich vervollkommnet und entfaltet — weshalb sollte da euer Geist jahrhundertelang im Stillstand verharren?

8. Da ihr durch die Wissenschaft vieles entdeckt und gelernt habt, ist euch die unaufhörliche Entwicklung nicht unbekannt, die in allen Wesen der Schöpfung existiert. Daher will Ich, dass ihr begreift, dass ihr euen Geist nicht in jener Zurückgebliebenheit und in jenem Stillstand belassen dürft, in den ihr ihn schon seit langer Zeit gebracht habt, und dass ihr euch bemühen müsst, die Harmonie mit allem, was euch umgibt, zu erreichen, damit für die Menschen ein Tag kommt, an dem die Natur, statt ihre Geheimnisse zu verbergen, sie offenbart, und anstatt dass die Naturkräfte euch feind sind, sie zu Dienern, Mitarbeitern, Brüdern werden. (305, 6, 8)

Die „Auferstehung des Fleisches“ — richtig verstanden

9. Nun soll die Welt die Wahrheit über die „Auferstehung des Fleisches“ erfahren, welches die Reinkarnation des Geistes ist.

10. Reinkarnieren bedeutet: zur materiellen Welt zurückkehren, um von neuem als Mensch geboren zu werden; das Auferstehen des Geistes in einem menschlichen Körper, um seine Mission fortzusetzen. Dies ist die Wahrheit über die „Auferstehung des Fleisches“, von der eure Vorfahren gesprochen haben, wobei sie ebenso verdrehte wie absurde Auslegungen gegeben haben.

11. Die Reinkarnation ist ein Geschenk, das Gott eurem Geist gewährt hat, damit er sich niemals auf die Armseligkeit der Materie beschränkt, auf seine flüchtige Existenz auf der Erde, auf seine natürlichen Unzulänglichkeiten, sondern der Geist kann — da er einer höheren Natur entstammt — so viele Materiekörper gebrauchen, wie er für die Durchführung seiner großen Aufgaben in der Welt benötigt.

12. Durch diese Gabe beweist der Geist seine unermessliche Überlegenheit über das „Fleisch“, über den Tod und über alles Irdische, indem er den Tod überwindet, einen Körper nach dem andern und alle überlebt, so viele ihm auch anvertraut wurden. Er ist Überwinder der Zeit, der Widerstände und der Versuchungen. (290, 53-56)

13. Wie habt ihr glauben können, dass am Tage des Gerichts die Körper der Toten auferstehen und sich mit ihren Geister vereinen, um in das Reich Gottes einzugehen? Wie könnt ihr das, was euch zu anderen Zeiten gelehrt wurde, in dieser Weise auslegen?

14. Das Fleisch ist von dieser Welt, und in ihr bleibt es, während der Geist sich frei erhebt und zu dem Leben zurückkehrt, von dem er ausging. „Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus meinem Geist geboren ist, ist Geist.“ Die „Auferstehung des Fleisches“ ist die Wiedereinkörperung des Geistes, und wenn manche glauben, dass dies eine menschliche Theorie ist, und andere von euch glauben, dass es eine neue Offenbarung ist — wahrlich, Ich sage euch, Ich habe seit Anbeginn der Menschheit damit begonnen, der Welt diese Offenbarung bekanntzumachen! Den Beweis dafür könnt ihr im Text der Schriften finden, die ein Zeugnis meiner Werke sind.

15. Doch in dieser Zeit ist diese Offenbarung zu eurem Geist gelangt, während er sich auf einer höheren Entwicklungsstufe befand, und bald wird sie gerechterweise als eines der gerechtesten und liebevollsten Gesetze des Schöpfers angenommen werden. Verwerft die Vorstellung, die ihr vom „Tage des Gerichts“ hattet; denn es ist nicht einer eurer Tage, weil es ein Zeitabschnitt ist, und das „Ende der Welt“ ist nicht das des Planeten, auf dem ihr lebt, sondern das Ende des selbstsüchtigen Lebens, das ihr auf ihm geschaffen habt. (76, 41-43)

16. Das Geheimnis der „Auferstehung des Fleisches“ wurde aufgeklärt durch die Offenbarung über die Reinkarnation des Geistes. Heute wisst ihr, dass der Sinn dieses Gesetzes der Liebe und Gerechtigkeit der ist, dass der Geist sich vervollkommnet, dass er niemals verlorengeht, weil er immer eine offene Tür als Gelegenheit für seine Rettung vorfinden wird, die ihm der Vater anbietet.

17. Mein Urteilsspruch über jeden Geist aufgrund dieses Gesetzes ist vollkommen und unerbittlich.

18. Ich allein weiß euch zu richten, weil jedes Schicksal für die Menschen unbegreiflich ist. Daher wird niemand den andern gegenüber bloßgestellt oder verraten.

19. Nachdem die Geistwesen sich in ihren Sünden verirrt hatten, nach so vielen Kämpfen und Wechselfällen und nach langem Wandern, werden sie voll Weisheit aufgrund ihrer Erfahrungen zu Mir kommen, geläutert durch den Schmerz, erhoben durch ihre Verdienste, müde von der langen Pilgerschaft, jedoch einfach und fröhlich wie Kinder. (1, 61-64)

Der unterschiedliche Entwicklungsstand der Geister

20. Vor langer Zeit ist euer Geist aus Mir hervorgegangen; dennoch sind nicht alle in gleicher Weise auf dem geistigen Entwicklungswege fortgeschritten.

21. Alle Schicksale sind verschieden, obschon sie euch zum gleichen Ziele bringen. Den einen sind diese, den anderen jene Prüfungen vorbehalten. Das eine Geschöpf durchläuft den einen Weg, das andere folgt einem anderen. Ihr seid weder alle im selben Augenblick ins Dasein getreten, noch werdet ihr alle zum gleichen Zeitpunkt zurückkehren. Die einen wandern vorne, die anderen hinten, doch das Ziel erwartet euch alle. Niemand weiß, wer ihm nahe ist, oder wer ferne von ihm wandert, weil ihr noch zu unreif seid, um diese Kenntnis zu besitzen; ihr seid menschlich, und eure Eitelkeit würde euch zum Verderben gereichen. (10, 77-78)

22. Zu allen Zeiten, selbst in den fernen Zeiten der Menschheitsgeschichte, habt ihr Beispiele von Menschen hohen Geistes gehabt. Wie könntet ihr euch erklären, dass es bereits in den frühesten Zeiten Menschen mit entwickeltem Geist gab, wenn dieser nicht durch aufeinanderfolgende Reinkarnationen gegangen wäre, die ihm halfen, sich aufwärts zu entwickeln?

23. Der Grund dafür ist, dass der Geist nicht zur selben Zeit wie die Körperhülle entsteht und der Anfang des Menschengeschlechts auch nicht mit dem des Geistes zusammenfällt. Wahrlich, Ich sage euch, es gibt keinen einzigen Geist, welcher auf die Welt gekommen ist, ohne dass er zuvor im Jenseits existiert hat. Wer von euch kann die Zeit ermessen oder kennen, die er in anderen Sphären gelebt hat, bevor er kam, auf dieser Erde zu leben? (156, 31-32)

Die Kenntnis früherer Erdenleben und der eigenen Entwicklungshöhe

24. Solange der Geist eng mit dem Körper verbunden ist, erkennt er nicht noch kann er die Verdienste wissen, die er in seinen früheren Leben erworben hat. Aber nun erfährt er, dass sein Leben die Ewigkeit ist, eine ununterbrochene Entwicklung im Verlangen, den Gipfel zu erreichen. Doch heute wisst ihr noch nicht, welche Höhe ihr erreicht habt. (190, 57)

25. Euer Verstand empfängt nicht die Eindrücke oder Erinnerungsbilder der Vergangenheit eures Geistes, weil der Körper wie ein dichter Schleier ist, der nicht zulässt, in das Leben des Geistes einzudringen. Welches Gehirn könnte die Bilder und Eindrücke aufnehmen, die der Geist im Verlauf seiner Vergangenheit empfangen hat? Welche Intelligenz könnte mit menschlichen Vorstellungen zusammenhängend erfassen, was ihr unbegreiflich ist?

26. Wegen all dem habe Ich euch bisher nicht erlaubt, zu wissen, wer ihr geistig seid, noch, wie eure Vergangenheit beschaffen war. (274, 54-55)

27. Alle meine Werke sind von Mir in einem Buche niedergeschrieben, das sich „Leben“ nennt. Die Zahl seiner Seiten ist unzählbar, seine unendliche Weisheit wird von niemandem neben Gott, der sein Verfasser ist, erreicht werden können. Aber darin, auf jeder seiner Seiten, ist eine kurze Zusammenfassung enthalten, in der der Vater jedes seiner Werke fassbar dargestellt hat, um es für jedes Verstandesvermögen begreiflich zu machen.

28. Auch ihr schreibt ständig am Buche eures Lebens, in dem alle eure Werke und alle eure Schritte auf dem ganzen Entwicklungswege niedergeschrieben bleiben werden. Jenes Buch wird in eurem Gewissen geschrieben stehen und wird Licht des Wissens und der Erfahrung sein, mit dem ihr morgen den Weg eurer jüngeren Geschwister erhellen sollt.

29. Noch könnt ihr niemandem euer Buch zeigen, weil ihr nicht einmal seinen Inhalt kennt. Aber bald wird es in eurem Wesen licht werden, und ihr werdet euren Mitmenschen die Seiten zeigen können, die von eurer Entfaltung, eurer Sühneleistung und euren Erfahrungen sprechen. Ihr werdet dann ein offenes Buch für die Menschen sein.

30. Wohl denen, die sich ihre Mission zu eigen machen. Sie werden fühlen, dass sie auf der Leiter emporsteigen, die Jakob im Traume sah, welche der geistige Weg ist, der die Wesen bis in die Gegenwart des Schöpfers führt. (253, 6-8)

Liebe als Notwendigkeit für die geistige Entwicklung

31. So, wie euer Körper, um zu leben, nach Luft, Sonne, Wasser und Brot verlangt, ebenso benötigt auch der Geist das Lebensumfeld, das Licht und die Nahrung, die seinem Wesen entspricht. Wenn er sich der Freiheit beraubt sieht, sich im Verlangen nach seiner Nahrung emporzuschwingen, wird er schwach, welkt er und wird stumpfsinnig; so wie wenn man ein Kind zwingen würde, immer in seiner Wiege zu bleiben und in seiner Kammer eingesperrt zu sein. Seine Glieder würden lahm werden, es würde bleich werden, seine Sinne würden abstumpfen und seine Fähigkeiten verkümmern.

32. Erkennt, dass auch der Geist ein Lahmer sein kann! Ich könnte euch sogar sagen, dass die Welt voll von geistig Lahmen, Blinden, Tauben und Kranken ist! Der Geist, der eingesperrt lebt und ohne Freiheit zur Entfaltung ist, ist ein Wesen, das nicht wächst — weder an Weisheit noch an Kraft, noch an Tugend. (258, 62-63)

33. Wahrlich, Ich sage euch, was euch emporheben kann, ist die Liebe, weil ihr Weisheit, Gefühl und Erhebung innewohnt. Die Liebe ist eine Zusammenfassung aller Eigenschaften der Göttlichkeit, und Gott hat diese Flamme in jedem geistigen Geschöpfe entzündet.

34. Wie viele Lektionen habe Ich euch gegeben, damit ihr lernt, zu lieben! Wie viele Gelegenheiten, Leben und Reinkarnationen hat euch die Göttliche Barmherzigkeit zugeteilt! Die Lektion wurde wiederholt, sooft es nötig war, bis sie gelernt war. Einmal erfüllt, gibt es keinen Grund zur Wiederholung, denn sie kann auch nicht mehr vergessen werden.

35. Wenn ihr meine Lektionen schnell lernen würdet, bräuchtet ihr nicht mehr zu leiden, noch über Fehler zu weinen. Ein Wesen, das auf Erden die Lektionen nutzt, die es auf ihr empfangen hat, mag zur Welt zurückkehren, aber immer wird es mit größerer Reife und unter besseren Lebensbedingungen geschehen. Zwischen einem Leben und dem nächsten wird es immer eine Erholungspause haben, die notwendig ist, um nachzudenken und sich auszuruhen, bevor es das neue Tagewerk beginnt. (263, 43-45)

Unterschiedliche Gründe für Reinkarnationen

36. Wahrlich, Ich sage euch, in keiner Epoche des menschlichen Lebens hat dem Menschen die Kenntnis meines Gesetzes gefehlt; denn von dem göttlichen Funken, welcher sein Gewissen ist, hat ihm nie ein Lichtstrahl in seinem Geist, eine Eingebung in seinem Verstand oder eine Ahnung in seinem Herzen gefehlt.

37. Dennoch ist euer Geist mit einer dunklen Binde vor den Augen ins Jenseits zurückgekehrt, und Ich sage euch: Wer die Lektion nicht nutzt, die das Leben auf dieser Welt enthält, in diesem Tal der Prüfungen, der muss zu ihm zurückkehren, um seine Wiedergutmachung zu vollenden, und vor allem, um zu lernen. (184, 39)

38. Auf anderen Welten erfreuen sich die Geistwesen gleichfalls der Willensfreiheit und sündigen und geraten auf Abwege, oder sie bleiben beharrlich im Guten und erreichen es auf diese Weise, sich aufwärts zu entwickeln, so wie ihr es auf der Erde tut. Doch wenn der vorbestimmte Zeitpunkt da ist, kommen jene, die dazu vorgesehen sind, auf dieser Welt zu leben, zu ihr herab, um eine edle Aufgabe zu erfüllen, und andere, um ihrer Sühnepflicht nachzukommen.

39. Aber je nachdem, wie sie diese Erde sehen wollen, wird sie sich den einen als Paradies und den anderen als eine Hölle präsentieren. Wenn diese daher die Barmherzigkeit ihres Vaters begreifen, sehen sie nur noch ein wunderbares Leben, das mit Segnungen und Lebenslehren für den Geist besät ist — einen Weg, der sie dem Gelobten Lande näher bringt.

40. Die einen gehen von dieser Welt mit dem Wunsche, zurückzukehren, andere tun es mit der Furcht, zurückkehren zu müssen. Der Grund dafür ist, dass eure menschliche Wesensnatur noch nicht die Harmonie zu begreifen vermochte, in der ihr mit dem Herrn leben sollt. (156, 33-34)

41. Niemand lehne sich gegen die Vorstellung auf, in einem anderen Körper auf diesen Planeten zurückkehren zu müssen, und habt auch nicht die Meinung, dass die Reinkarnation eine Strafe für den Geist ist. Alle Geistwesen, die dazu bestimmt sind, auf der Erde zu leben, haben das Gesetz der Reinkarnation durchschreiten müssen, um ihre Höherentwicklung erreichen zu können und die Aufgabe durchzuführen, die Ich ihnen anvertraut habe.

42. Nicht nur die wenig entwickelten Geistwesen müssen erneut inkarnieren, auch die hochstehenden Geister kommen ein ums andere Mal zurück, bis sie ihr Werk vollendet haben.

43. Elias ist der größte der Propheten, der zur Erde gekommen ist; doch trotz der großen Werke, die er tat, und der großen Beweise, die er erbrachte (dass Gott existiert), musste er in einer anderen Zeit, in einem anderen Körper und mit einem anderen Namen zu dieser Welt zurückkehren.

44. Dies Gesetz der Liebe und Gerechtigkeit war den Menschen lange Zeit unbekannt, denn wenn sie es früher gekannt hätten, hätten sie in Verwirrung geraten können. Dennoch gab euch der Vater einige Offenbarungen und einige Anzeichen, die das dieser Zeit vorauseilende Licht zur Aufklärung aller Geheimnisse waren. (122, 25-28)

Der Weg zur Vollkommenheit

45. Weit ist der Weg, auf dem ihr zur Fülle des Lichtes gelangen werdet. Kein Wesen hat einen längeren Weg als den des Geistes, auf welchem der Vater, der Göttliche Bildhauer, der euren Geist formt und glättet, ihm die vollkommene Gestalt gibt. (292, 26)

46. Wahrlich, Ich sage euch: Damit ihr völlige Reinheit erlangt, wird euer Geist sich noch sehr läutern müssen, in dieser Welt und in der Geistigen.

47. Sooft es für euch notwendig ist, werdet ihr zu diesem Planeten zurückkehren müssen, und je öfter ihr die Gelegenheiten, die euer Vater euch gewährt, ungenutzt lasst, desto mehr werdet ihr euren endgültigen Eintritt in das wahre Leben verzögern und eure Verweildauer im Tal der Tränen verlängern.

48. Jeder Geist muss in jedem Erdendasein den Fortschritt und die Früchte seiner Entwicklung vorweisen, indem er jedes Mal einen festen Schritt nach vorn macht.

49. Seid euch bewusst, dass das einzige Gute, das dem eigenen Wohle zugutekommt, jenes ist, das aus wahrer Liebe und Barmherzigkeit an anderen, und zwar selbstlos geschieht. (159, 29-32)

50. Im Menschen gibt es zwei Mächte, die immer im Kampfe liegen: seine menschliche Natur, die vergänglich ist, und seine geistige Natur, die ewig ist.

51. Dieses ewige Wesen weiß sehr wohl, dass sehr lange Zeiträume vergehen müssen, damit es seine geistige Vervollkommnung zu erreichen vermag. Es ahnt, dass es viele Menschenleben haben muss, und dass es in ihnen durch viele Prüfungen gehen muss, bevor es das wahre Glück erlangt. Der Geist ahnt, dass er nach den Tränen, dem Schmerz, und nachdem er viele Male durch den körperlichen Tod gegangen ist, zu jenem Gipfel gelangen wird, den er in seinem Sehnen nach Vollkommenheit immer gesucht hat.

52. Der Körper dagegen, das gebrechliche und kleine Ding, weint, bäumt sich auf und weigert sich zuweilen, den Rufen des Geistes zu folgen, und nur wenn dieser sich entwickelt hat, stark und erfahren ist im Kampfe mit dem „Fleisch“ und allem, was ihn umgibt, gelingt es ihm, den Körper zu beherrschen und sich durch ihn zu bekunden.

53. Lang ist die Pilgerschaft des Geistes, weit sein Weg, vielfach und sehr abwechslungsreich seine Daseinsformen, und alle Augenblicke sind seine Prüfungen anderer Art. Doch während er diese besteht, erhebt er sich, reinigt er sich, vervollkommnet er sich.

54. Auf seinem Gang durchs Leben lässt er eine Lichtspur zurück; daher ist dem hochstehenden Geist oftmals das Wimmern seines Körpers nicht wichtig, weil er weiß, dass es vorübergeht und er sich auf seiner Reise nicht durch Ereignisse aufhalten lassen darf, die ihm klein erscheinen.

55. Für einen Augenblick richtet er seine Aufmerksamkeit auf die Schwächen seines „Fleisches“, aber er weiß, dass er etwas, das nur kurz lebt und bald im Innern der Erde verschwindet, nicht zu sehr lieben darf. (18, 24; 27-28)

Die universelle Schule des Lebens

56. Seit Anbeginn der Menschheit gibt es die Reinkarnation des Geistes als ein Gesetz der Liebe und Gerechtigkeit und als eine der Formen, in denen der Vater seine unendliche Gnade bewiesen hat. Die Reinkarnation ist nicht nur eine Sache dieser Zeit, sondern aller Zeiten, und ihr sollt auch nicht meinen, dass Ich euch dies Mysterium erst jetzt offenbart habe. Schon in den frühesten Zeiten existierte im Menschen das intuitive Wissen über die Wiedereinkörperung des Geistes.

57. Doch die Menschen, welche materialistische Wissenschaften und Schätze der Welt erstrebten, ließen sich von den Leidenschaften des Fleisches beherrschen, wodurch jene Fasern des menschlichen Herzens verhärtet wurden, mit denen man das Geistige wahrnimmt, so dass die Menschen taub und blind für alles wurden, was dem Geiste zugehört. (105, 52)

58. Vor eurer Erschaffung wart ihr in Mir; danach, als geistige Geschöpfe, wart ihr an dem Orte, wo alles in vollkommener Harmonie schwingt, wo die Essenz des Lebens und die Quelle des wahren Lichtes ist, von dem Ich euch nähre.

59. Der Schmerz wurde nicht vom Vater geschaffen. In den Zeiten, von denen Ich zu euch spreche, hattet ihr keinen Grund zum Seufzen, ihr hattet über nichts zu klagen, ihr fühltet den Himmel in euch selbst, denn in eurem vollkommenen Leben wart ihr das Sinnbild dieses Daseins.

60. Aber als ihr jene Heimstatt verließet, gab Ich eurem Geiste ein Gewand, und ihr sanket immer tiefer. Hernach entwickelte sich euer Geist Schritt für Schritt, bis er zu der Daseinsebene gelangte, wo ihr euch jetzt befindet und wo das Licht des Vaters strahlt. (115, 4-5)

61. Das Ziel jedes Geistes ist es, nach seiner Läuterung und Vervollkommnung mit der Göttlichkeit zu verschmelzen. Dafür überflute Ich euren Weg mit Licht und gebe eurem Geist Kraft, damit ihr Stufe um Stufe emporsteigt. Je nach der Entwicklungshöhe, die ihr errungen habt, wenn ihr diese Welt verlasst, wird die geistige Heimstätte sein, die ihr im Jenseits bewohnt. Denn das Universum wurde als eine Schule der Vervollkommnung für den Geist geschaffen. (195, 38)

62. Wenn Ich euch alles in diesem Leben gegeben hätte, würdet ihr kein Verlangen mehr haben, eine weitere Stufe höher zu steigen. Aber das, was ihr in einem Dasein nicht erreicht habt, erstrebt ihr in einem anderen, und was ihr in jenem nicht erreicht, verheißt euch ein anderes, höheres, und so geht es bis in alle Ewigkeit schrittweise weiter auf dem endlosen Entwicklungsweg des Geistes.

63. Wenn ihr mein Wort hört, erscheint es euch unmöglich, dass euer Geist fähig sein soll, eine so große Vollkommenheit zu erreichen; doch Ich sage euch, dass ihr nur deshalb die hohe Bestimmung des Geistes in Zweifel zieht, weil ihr nur das betrachtet, was ihr mit euren materiellen Augen seht: Armseligkeit, Unwissenheit, Bosheit. Aber dies kommt nur daher, weil der Geist bei den einen krank ist, bei anderen ist er gelähmt; andere sind blind und manche geistig tot. Doch angesichts eines solchen geistigen Elends müsst ihr an der Bestimmung zweifeln, welche die Ewigkeit für euch bereithält.

64. So lebt ihr in dieser Zeit der Liebe zur Welt und zum Materialismus. Doch schon ist das Licht meiner Wahrheit zu euch gelangt und hat die Finsternis der Nacht einer Zeit vertrieben, welche bereits vergangen ist, und hat mit seiner Morgenröte das Kommen eines Zeitalters angekündigt, in welchem der Geist Erleuchtung empfangen wird durch meine Unterweisung. (116, 17-18)

65. Viele von euch werden keine neue Gelegenheit haben, zur Erde zurückzukehren, um auf ihr eure Verfehlungen wiedergutzumachen. Ihr werdet jenes Werkzeug, das ihr heute habt und das euer Körper ist, auf den ihr euch stützt, nicht mehr besitzen. Ihr müsst begreifen, dass das Kommen zur Welt für den Geist ein Privileg ist, es niemals eine Strafe ist. Deshalb müsst ihr diese Gnade nutzen.

66. Nach diesem Leben werdet ihr zu anderen Welten gehen, um neue Lektionen zu empfangen, und dort werdet ihr neue Gelegenheiten finden, um weiter aufzusteigen und euch zu vervollkommnen. Wenn ihr eure Pflichten als Menschen getan habt, werdet ihr diese Welt mit Befriedigung verlassen, weil ihr eure Aufgabe erfüllt habt, und in eurem Geist wird Friede sein. (221, 54-55)

67. Meine Stimme ruft derzeit große Menschenscharen herbei, weil für viele Geister das Ende ihrer Pilgerschaft auf Erden naht.

68. Jene Niedergeschlagenheit, jener Abscheu, jene Traurigkeit, die sie im Herzen tragen, sind der Beweis dafür, dass sie sich bereits nach einer höheren Heimstätte, einer besseren Welt sehnen.

69. Aber es ist notwendig, dass sie die letzte Etappe, die sie auf der Welt zurücklegen, im Gehorsam gegenüber den Weisungen ihres Gewissens leben, damit die Spur ihrer letzten Schritte auf Erden segensvoll ist für die Generationen, die nach ihnen kommen, um ihre verschiedenen Aufgaben in der Welt zu erfüllen. (276, 4)

70. Diese Welt ist nicht ewig, noch braucht sie es zu sein. Wenn diese Heimstätte einmal nicht mehr den Daseinszweck, den sie jetzt hat, erfüllt, wird sie verschwinden.

71. Wenn euer Geist nicht mehr die Lektionen benötigt, die dies Leben hier erteilt, weil sie andere, höhere auf einer anderen Welt erwarten, dann wird er aufgrund des in diesem Erdenkampf errungenen Lichtes sagen: „Mit welcher Klarheit begreife ich jetzt, dass alle Höhen und Tiefen dieses Lebens nur Erfahrungen und Lektionen waren, die ich nötig hatte, um besser zu verstehen. Wie lang erschien mir jene Lebensreise, solange die Leiden mich niederdrückten. Jetzt hingegen, wo alles vorbei ist — wie kurz und flüchtig erscheint sie mir angesichts der Ewigkeit.“ (230, 47)

72. Freut euch, Menschen, denkt, dass ihr Flugvögel seid auf dieser Welt voller Tränen, Erbärmlichkeiten und Leiden! Freut euch, denn es ist nicht eure Heimat für die Ewigkeit, bessere Welten warten auf euch!

73. Wenn ihr also von dieser Erde scheidet, so tut es ohne Bedauern, dann werden die Schmerzensseufzer, die Mühen, die Tränen hier zurückbleiben. Ihr werdet dieser Welt Lebewohl sagen und euch zu jenen emporschwingen, die euch in den Himmelshöhen erwarten. Von dort aus werdet ihr die Erde als einen Punkt im Raume sehen, an den ihr mit Liebe zurückdenken werdet. (230, 51)

Die Überzeugungskraft der Reinkarnationslehre

74. Das Licht des Spiritualismus offenbart nun der Welt die Wahrheit, die Gerechtigkeit, die Vernunft und die Liebe, welche der geistigen Befähigung zur Reinkarnation innewohnen. Dennoch wird die Welt diese Offenbarung zunächst hartnäckig bekämpfen und ihr den Anschein einer fremdartigen und falschen Lehre geben, um den Menschen guten Glaubens Misstrauen einzuflößen.

75. Unnütz und vergeblich werden die Anstrengungen sein, die die Konfessionen machen, um ihre Gläubigen in den eingefahrenen Geleisen alter Glaubensvorstellungen und unzeitgemäßer Glaubenssysteme zu erhalten. Denn niemand wird das Göttliche Licht aufhalten können, das bis zum Grunde menschlichen Denkvermögens vordringt und den Geist für ein Zeitalter der Offenbarungen, göttlicher Eingebungen, der Erhellung von Zweifeln und Geheimnissen, der geistigen Befreiung erweckt.

76. Auch wird niemand die Flut aufhalten können, welche die Menschheit bilden wird, wenn sie im Verlangen nach ihrer Freiheit des Denkens, des Geistes und des Glaubens aufbricht. (290, 57-59)

Reinkarnationswege eines Geistes

77. Ich rufe alle Erdenpilger, damit sie meine Stimme hören, die sie zur Aufwärtsentwicklung und zum Besitz des ewigen Lebens einlädt.

78. An diesem Tag, an dem sich »das Göttliche Wort« kundtut — nützet sein Wort und lasst euch durch dasselbe erleuchten; denn im Wissen ist das Licht und eure Erlösung.

79. Wenn mein Gesetz euch Moral, Rechtschaffenheit und Ordnung bei allen Handlungen eures Lebens lehrt — warum sucht ihr dann entgegengesetzte Wege, wodurch ihr euch Schmerzen bereitet? Doch wenn ihr ins Jenseits abscheidet und euren Körper auf der Erde zurücklasst, weint ihr, weil ihr diese Hülle zu sehr geliebt habt.

80. Wenn ihr fühlt, dass euch der Körper nicht mehr gehört und dass ihr auf dem Entwicklungswege fortschreiten müsst, bis ihr zu Mir kommt, sage Ich euch: „Mein Kind, was hast du Mir vorzuweisen? Hast du auf der Erde in Erfüllung meiner Gebote gelebt?“

81. Ihr jedoch — beschämt und verzagt, weil ihr kein Geschenk der Liebe habt für Den, der euch so sehr liebt und euch so vieles gewährt hat — habt Ketten geschmiedet, die euren Geist niederdrücken, und er erscheint lichtlos, weint und jammert über sich, weil er die Gnade verloren hat. Er hört nur die Stimme des Vaters, die ihn ruft. Doch da er sich nicht entwickelt hat und sich auch nicht wert fühlt, zu Ihm zu kommen, bleibt er stehen und wartet ab.

82. Die Zeit vergeht, und der Geist hört wiederum die Stimme, und ganz von seinem Leid erfüllt fragt er, wer zu ihm spricht, und diese Stimme sagt ihm: „Erwache! Weißt du nicht, woher du gekommen bist und wohin du gehst?“ Da hebt er seine Augen auf, sieht ein unermesslich großes Licht, bei dessen Glanze er sich armselig vorkommt. Er erkennt, dass er, bevor er zur Erde gesandt worden war, schon existierte, schon vom Vater geliebt war, von dem die Stimme ausging und der nun, da Er ihn in dem beklagenswerten Zustand sieht, Leid um ihn trägt. Er erkennt, dass er zu verschiedenen Heimstätten gesandt worden ist, um den Weg des Kampfes zu durchlaufen und durch seine Verdienste ihren Lohn zu erlangen.

83. Und das Kind fragt: „Wenn ich, bevor ich zur Erde gesandt wurde, Dein sehr geliebtes Geschöpf gewesen bin — warum bin ich nicht in der Tugend standhaft geblieben und musste fallen, leiden und mich abmühen, um zu Dir zurückzukommen?“

84. Die Stimme hat ihm geantwortet: „Alle Geistwesen sind dem Gesetze der Entwicklung unterstellt worden, und auf diesem Weg behütet sie mein Vatergeist immerdar, und Er hat Wohlgefallen an den guten Werken der Kinder. Allerdings habe Ich euch zur Erde gesandt, damit ihr aus ihr einen Kampfplatz der geistigen Vervollkommnung, nicht eine Walstatt des Krieges und des Schmerzes macht.

85. Ich habe euch gesagt, dass ihr euch mehren sollt, dass ihr nicht unfruchtbar sein sollt. Doch wenn ihr ins „Geistige Tal“ zurückkehrt, bringt ihr keine Ernte mit, klagt ihr nur und kommt ohne die Gnade, mit der Ich euch ausgestattet hatte. Deshalb entsende Ich euch noch einmal und sage euch: „Reinigt euch, sucht das, was ihr verloren habt, und erarbeitet euren geistigen Aufstieg.“

86. Der Geist kehrt zur Erde zurück, sucht einen kleinen und zarten menschlichen Körper, um in ihm zu ruhen und die neue Lebensreise zu beginnen. Er findet den kleinen Kindeskörper, der ihm zugewiesen ist, und gebraucht ihn, um seine Verstöße gegen mein Gesetz zu sühnen. Mit Kenntnis der Ursache kommt der Geist zur Erde, er weiß, dass er Odem des Vaters ist, und kennt den Auftrag, den er von Ihm mitbringt.

87. In den ersten Jahren ist er unschuldig und bewahrt seine Reinheit, er bleibt in Verbindung mit dem Geistigen Leben. Danach beginnt er die Sünde kennenzulernen, sieht aus der Nähe den Stolz, den Hochmut und die Widersetzlichkeit der Menschen gegenüber den gerechten Gesetzen des Vaters, und das von Natur aus widerspenstige „Fleisch“ beginnt sich mit dem Bösen zu beflecken. In Versuchung zu Fall gekommen, vergisst er den Auftrag, den er zur Erde mitbrachte, und schickt sich an, Werke zu tun, die wider das Gesetz sind. Geist und Körper kosten die verbotenen Früchte, und wenn sie dem Verderben anheimgefallen sind, überrascht sie die letzte Stunde.

88. Wieder befindet sich der Geist im geistigen Lebensraum, ermattet und gebeugt von der Last seiner Schuld. Da erinnert er sich an die Stimme, die einst zu ihm sprach und ihn noch immer ruft, und nachdem er viele Tränen vergossen hat, da er sich verloren fühlt, ohne zu wissen, wer er ist, erinnert er sich, dass er schon einmal an jenem Orte gewesen ist.

89. Der Vater, der ihn mit so viel Liebe geschaffen hat, erscheint auf seinem Wege und sagt zu ihm: „Wer bist du, woher kommst du und wohin gehst du?“

90. Das Kind erkennt in jener Stimme das Wort Dessen, der ihm das Sein, die Intelligenz und die Fähigkeiten gab — den Vater, der ihm immer wieder vergibt, es reinigt, es aus der Finsternis wegbringt und zum Lichte führt. Es zittert, denn es weiß, dass es vor dem Richter steht, und sagt: „Vater, mein Ungehorsam und meine Schuld bei Dir sind sehr groß, und ich kann nicht erwarten, in Deinem Reiche zu leben, denn ich habe keine Verdienste. Heute, da ich zum „Geistigen Tale“ zurückgekehrt bin, sehe ich, dass ich nur Schuld angehäuft habe, die ich sühnen muss.“

91. Doch der liebevolle Vater zeigt ihm ein weiteres Mal den Weg, es kehrt wieder ins Fleisch zurück und gehört wieder der Menschheit an.

92. Doch nun macht der schon erfahrene Geist die körperliche Hülle mit größerer Kraft gefügig, um sich durchzusetzen und den göttlichen Geboten zu gehorchen. Der Kampf beginnt; er bekämpft die Sünden, die den Menschen zu Fall bringen, und will die Gelegenheit nutzen, die ihm für seine Erlösung gewährt worden ist. Der Mensch kämpft von Anfang bis zum Ende, und wenn die weißen Haare an seinen Schläfen erglänzen und sein früher widerstandsfähiger und starker Körper sich unter der Last der Jahre zu beugen beginnt und die Kräfte verliert, fühlt sich der Geist stark, reifer und erfahrener. Wie groß und abstoßend erscheint ihm die Sünde! Er wendet sich von ihr ab und gelangt ans Ziel. Nun wartet er nur noch auf den Augenblick, an dem der Vater ihn ruft, denn er ist zu dem Schluss gekommen, dass das Göttliche Gesetz gerecht und der Wille Gottes vollkommen ist, dass dieser Vater lebt, um seinen Kindern Leben und Heil zu geben.

93. Als der letzte Tag kam, spürte er in seinem Fleische den Tod und fühlte keinen Schmerz. Er schied still und andächtig. Er sah sich im Geiste, und als ob er einen Spiegel vor sich hätte, erblickte er sich schön und strahlend vor Licht. Da sprach die Stimme zu ihm und sagte ihm: „Kind, wohin gehst du?“ Und er, der wusste, wer Er war, ging auf den Vater zu, ließ sein Licht in sein Wesen einströmen und sprach also: „O Schöpfer, o allumfassende Liebe, ich komme zu Dir, um auszuruhen und Dir die Erfüllung zu übergeben.“

94. Die Rechnung war beglichen, und der Geist war gesund, rein und ohne Ketten der Sünde und sah vor sich den hohen Lohn, der ihn erwartete.

95. Danach fühlte er, dass er mit dem Lichte jenes Vaters verschmolz, dass seine Seligkeit größer wurde, und er erblickte einen Ort des Friedens, ein heiliges Land, empfand eine tiefe Stille, und „ruhte in Abrahams Schoße“. (33, 14-16)