Natürlich sehnen wir uns anfangs alle danach, Christus auf der Wolke zu schauen bzw. Ihn geistig in der Gestalt Jesu zu sehen. Doch mit der Zeit verstehen wir, dass Er in uns wohnt, und dass die Gemeinschaft mit Ihm eine „Geistige“ ist, im Sinne, einer inneren Wahrnehmung, einer geistigen Empfindung. Denn die ist es, die wir im Lauf der Zeit verloren haben.
Deshalb musste unser Vater sich in den Drei Zeiten vermaterialisieren, damit wir Ihn zuerst äußerlich wahrnehmen, um Ihn mit der Zeit in uns empfinden zu können. Er führt uns über Sein Wort dazu, uns zu Ihm zu erheben und Ihn in uns zu empfinden.
In der Zweiten Zeit hat uns Jesus viele Beispiele dafür gegeben: Denken wir an die Jünger von Emmaus. Der auferstandene Jesu erschien ihnen, und sie erkannten Ihn erst, als Er mit ihnen das Abendmahl einnahm. Oder Maria Magdalena, die Ihn mit dem Gärtner verwechselte.
Es gibt eine schöne Stelle im Buch des Wahren Lebens, wo Christus uns erklärt, weshalb Er nach seiner Auferstehung Maria Magdalena und Seinen Jüngern erschienen ist, Maria seiner Mutter jedoch nicht.
Oftmals haben sich die Menschen gefragt, warum Jesus, selbst nachdem er gekreuzigt worden war, sich von der Sünderin Magdalena sehen ließ und hernach seine Jünger aufsuchte, man hingegen nichts davon weiß, dass er seine Mutter besucht hätte. Darauf sage Ich euch, dass es nicht notwendig war, Mich bei Maria in der gleichen Weise kundzutun, wie Ich es bei jenen tat. Denn die Zwiesprache zwischen Christus und Maria bestand schon immer, schon ehe die Welt war. (…)
Es war nicht nötig, meinen Geist zu vermenschlichen, um Jene zu besuchen, welche mit der gleichen Reinheit und Sanftmut, mit der Sie Mich in ihrem Schoße empfing, Mich dem Reiche zurückgab, von dem Ich gekommen war. Doch wer konnte die Form kennen, in der Ich in ihrer Einsamkeit zu ihr sprach, und die göttliche Liebkosung, mit der Sie mein Geist umgab? (…)
Wie verschieden musste die Form, in der Ich Mich Maria kundtat, von derjenigen sein, die Ich verwandte, um Mich Magdalena und meinen Jüngern fühlbar zu machen. (…)
Maria fühlte Mich in ihrem Geiste. Maria trauerte nicht um Mich, noch beweinte sie den Tod Jesu. Ihr Schmerz galt der ganzen Menschheit, welche sie zu Füßen des Kreuzes ihres Sohnes als ein göttliches Geschenk des Ewigen empfing, und für die sie die Reinheit ihres Körpers und ihres Blutes dargeboten hatte, damit das Wort Mensch würde. (…)
Als Ich jedoch auf dem Wege nach Emmaus einige meiner Jünger einholte, erkannten sie, obwohl sie Mich sahen, in jenem Wanderer ihren Meister nicht, bis Ich sie mein göttliches Wort hören ließ. Doch als Thomas Mich sah, ließ er sich die Wunde an meiner Seite zeigen, um sich zu überzeugen, dass Jener, den er für tot hielt, in Wirklichkeit lebte. Denn dazu bin Ich gekommen: Zu bewirken, dass die einen zum Glauben geboren werden und die andern wieder zu ihm auferstehen. (2-30,17ff)
Es gibt viele Arten, Ihn zu sehen: die höchste ist jedoch, Ihn durch die geistige Empfindung hindurch zu fühlen.
Dies sagte uns Jesus bereits in der Zweiten Zeit: „Selig, wer glaubt, ohne zu sehen„. Denn der Glauben ist bereits die Schauung des Ewigen.
Dennoch bestätigt Er im Dritten Testament (Kompendium) Deine Worte, indem Er sagt, dass viele Ihn in dieser Zeit in der menschlichen Gestalt Jesu sehen werden; dies jedoch ist keineswegs der Beweis, dass man schon geistig sehr erhoben sei oder weit entwickelt bzw. Gott sehr nahe stehen würde.
Ich habe euch gesagt, dass jedes sündige und nicht sündige Auge, Mich schauen wird. Die einen werden die Gestalt Jesu geistig sehen, andere werden meine Gegenwart in ihrem Herzen fühlen; manche werden mein Licht in ihrem Verstand wahrnehmen, und wieder andere werden Wunder auf ihrem Weg erleben. Ich werde Mich im Gebet und in den Prüfungen offenbaren. Doch wird es nicht nötig sein, dass ihr die menschliche Gestalt Jesu erblickt, sondern dass ihr Mich im Geist und im Herzen fühlt. Es wird keine Trauer herrschen, keine Leere noch Verlassenheit existieren, keinen Kummer noch Schluchzen geben. (8-208,27)
Im Gegenteil: je ’sichtbarer‘ Er unseren materiellen oder geistigen Sinnen erscheint, desto unvollkommener die Wahrnehmung von Ihm. Denn die Verbindung, die wir mit Ihm aufnehmen und ersehnen dürfen, ist die von Geist zu Geist; die die intimste und erhabenste Schau des Ewigen darstellt.
Meine Liebe wird die empfindsamsten Saiten eurer Herzen erzittern lassen. Aber es wird die Übereinstimmung mit eurem Gewissen sein, die euch mein göttliches Konzert vernehmen lässt, und viele von euch werden Mich in der geistigen Gestalt Jesu schauen. Ich muss euch darauf hinweisen, dass die Gestalt Jesu nicht die vollkommenste Art und Weise ist, in der ihr Mich schauen werdet. Wenn Ich euch in vergangenen Zeiten sagte: „Aller Augen werden Mich schauen“, so gab Ich euch zu verstehen, dass ihr alle die Wahrheit erkennen werdet, obschon Ich euch sagen muss, dass Ich Mich der Entwicklung eines jeden Geistes entsprechend begrenzen werde. Doch wenn ihr auf der Stufenleiter zur Vollkommenheit aufsteigt, werdet ihr Mich gewisslich in all meiner Herrlichkeit schauen. (11-314,69)