„Die erste dieser geistigen Entwicklungsetappen in der Welt wird durch Abel versinnbildlicht, den ersten Diener des Vaters, der Gott sein Sühneopfer darbrachte. Er ist das Symbol des Opfers. Der Neid erhob sich gegen ihn.“ (U. 161,54)
„Die erste Stufe wird durch Abel, den Sohn von Adam und Eva symbolisiert. In Überwindung seiner niedrigen Leidenschaften brachte er Gott sein Opfer und sein Gebet dar. Seine Reinheit und Erhebung erregte den Neid seines Bruder Kais, der ihn erschlug. Darum symbolisiert diese erste Stufe das Opfer.“ (Buch Dritte Zeit, S.1)
Kain und Abel
„Und der Mensch erkannte Eva, seine Frau, und sie wurde schwanger und gebar Kain, und sie sprach: Ich habe einen Sohn bekommen mit Hilfe des Herrn. Und sie gebar wieder, Abel, seinen Bruder. Abel wurde Schafhirt, und Kain wurde Ackerbauer. Nach geraumer Zeit aber brachte Kain dem Herrn von den Früchten des Ackers ein Opfer dar. Und auch Abel brachte ein Opfer dar von den Erstlingen seiner Schafe und von ihrem Fett. Und der Herr sah auf Abel und sein Opfer, aber auf Kain und sein Opfer sah er nicht. Da wurde Kain sehr zornig, und sein Blcik senkte sich. Der Herr aber sprach zu Kain: Warum bist du zornig, und warum ist dein Blick gesenkt? Ist es nicht so: Wenn du gut handelst, kannst du frei aufblicken. Wenn du aber nicht gut handelst, lauert die Sünde an der Tür, und nach dir steht ihre Begier, du aber sollst Herr werden über sie. Darauf redete Kain mit seinem Bruder Abel. Und als sie auf dem Feld waren, erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel und schlug ihn tot.“ (Genesis 4,1-8)
Das Gleichnis vom vierfachen Acker und seine Deutung
„Seht, der Sämann ging aus, um zu säen. Und beim Säen fiel etliches auf den Weg; und die Vögel kamen und frassen es auf. Anderes fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde fand, und ging sogleich auf, weil die Erde nicht tief genug war. als aber die Sonne aufging, wurde es versengt, und weil es keine Wurzeln hatte, verdorrte es. anderes fiel unter die Dornen, und die Dornen schossen auf und erstickten es. Wieder anderes fiel auf guten Boden und brachte Frucht: das eine hundertfach, das andere sechzigfach, das dritte dreissigfach. Wer Ohren hat, der höre. (…)
So hört nun das Gleichnis vom Sämann: Immer wenn jemand das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und raubt, was in sein Herz gesät ist. Hier ist der Same auf den Weg gefallen. Der Same, der auf den felsigen Boden gesät wurde: Hier hört einer das Wort und nimmt es sogleich freudig auf, doch er hat keine Wurzeln, sondern ist unbeständig. Wenn es dann zu Bedrängnis und Verfolgung kommt um des Wortes willen, kommt er gleich zu Fall. Der Same, der unter die Dornen fiel: Hier hört einer das Wort, und die Sorge dieser Welt und der trügerische Reichtum ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht. Der Same, der auf guten Boden gesät wurde: Hier ist einer, der das Wort hört und versteht. Der trägt dann Frucht, sei es hundertfach, sei es sechzigfach, sei es dreissigfach.“ (Matth. 13,3-9 + 13,18-23)
Die erste Aussage Jesu am Kreuz
Und Jesus sprach: „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lukas 23,34)
Analyse:
Abel hat den guten Boden in sich zubereitet, indem er seine niederen Leidenschaften überwand und Gott vor allem Geschaffenen liebte, in dem er Ihm die Erstlinge seiner Schafe, das Beste was er hatte, opferte. Abel pflegte seine Beziehung mit Gott durch das Gebet. Dadurch erreichte er, dass sein Besitz ihn nicht blind machte angesichts der geistigen Dimension des Lebens. Sein Opfer wurde von Gott angenommen, und dies wurde äusserlich auch für Kain sichtbar. Dadurch wurde Kains Zorn erweckt und aus Neid erschlug er ihn. Abel symbolisiert das Opfer, dies in mehrfachem Sinne; denn einerseits hat er es verstanden, sich auf das Wesentliche im Leben auszurichten, auf die geistige Dimension, auf das Wahre Leben, wodurch er die niederen Leidenschaften überwand, so dass sie ihn nicht mehr beherrschten. Er wurde aber auch Opfer vom Zorn und dem Neid von Kain, der ihn erschlug. Jesus weist uns mit Seiner ersten Aussage am Kreuz darauf hin, dass wir mit Vergebung auf solche Reaktionen antworten sollen. Vergebung und die Überwindung äusserlich-materiellen Bedürfnissen und Sorgen als auch die Überwindung bzw. Zügelung der körperlichen Leidenschaften führen zur geistigen Erhebung unseres Lebens, zur Vergeistigung, und zur Reinigung unserer Seele. Der Erste Siegel stellt die Erste Stufe unserer geistigen Entwicklung dar und der Anfang unseres geistigen Weges. Konkret bedeutet das, dass wir in unserem täglichen Leben unsere Gedanken und Gefühle konstant beobachten und alles „Ungute“ im Gebet Gott darbringen sollen. Diese tägliche Reinigung bereitet den Boden in uns vor, damit unser wahres Ich, unser Geist, der Göttliche Funke in uns, auferstehen kann.